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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

grundstruktur. Die Hintergrundstruktur hat in der rekonstruktiven Sozialforschung,<br />

wie bereits dargelegt wurde, eine habituelle Performativität.<br />

Bohnsack bezeichnet sie als ‚Performativität der Struktur’.<br />

Im Unterschied dazu geht die narrative Heuristik der Fallstudie davon<br />

aus, dass es sich beim SOL-Prozess um emergente Hintergrundstrukturen<br />

handelt, die im Wandel begriffen sind – und dass demzufolge auf einer paradigmatischen<br />

Ebene keine feststehende Performativität der Struktur unterstellt<br />

werden kann. Gleichwohl übernehme ich die Wahrnehmungsperspektive<br />

der rekonstruktiven Sozialforschung, die davon ausgeht, dass der<br />

propositionale Gehalt der Gesprächsbeiträge – d. h. der Gegenstand des Gesprächs<br />

– auch Aufschluss über den Prozess des Bedeutungswandels (d. h.<br />

den performativen Plot der Geschichte) gibt. Diese Beziehung zwischen der<br />

Performanz der Darstellung in der Diskursorganisation und der Performativität<br />

des Prozesses in den Darstellungen der Konversationen von Akteuren/Akteurinnen<br />

eines organisationalen Handlungsnetzes bezeichnet Bohnsack<br />

als ‚Homologie’. Es wird von einer Homologie zwischen Darstellungsprozess<br />

und Gegenstand der Darstellung ausgegangen, wobei sich<br />

Prozess und Gegenstand in der Interpretation wechselseitig validieren können<br />

(Bohnsack 2007b:206). Für die Beratung ist die Homologie zwischen Selbstausdruck<br />

und Gegenstand der Darstellung unabweisbar, und sie nutzt diese<br />

Homologie bei der Erschließung des Falls und der Bearbeitung des Beratungsanliegens.<br />

In der Interpretation wird die Homologie bei der Interpretation<br />

des Diskursgeschehens genutzt.<br />

2.6.4 Die Interpretation der Organisation im performativen Prozess<br />

der Bedeutungsbildung erfordert gesteigerte<br />

Deutungskompetenz<br />

Nur durch gesteigerte Deutungskompetenz kann es gelingen, die reichhaltige<br />

und komplexe Wirklichkeit des organisationalen Selbstausdrucks, der Selbstbeobachtung<br />

und der Semantik des Organisatorischen in den Diskursen aufzuspüren.<br />

Organisation ist nämlich ein überindividueller sozialer Mechanismus<br />

der Strukturierung eines sozialen Feldes. Und folglich ist die performative<br />

Darstellung in der Diskursorganisation als etwas zu betrachten, das auf<br />

etwas anderes: das Organisatorische hinweist. Zunächst können Beraterinnen<br />

und Berater hermeneutische Kompetenz in der Interpretation durch ihr Beratungshandeln<br />

und den Mitvollzug des Wandels erwerben. Die wissenschaftliche<br />

Interpretation erfordert anschließend eine nachträgliche Distanz zum eigenen<br />

Engagement, die reflexiv erworben wird. So erweist sich die explizite<br />

theoretische Vergewisserung der Pluralität metaphorischer Sprachspiele des<br />

Organisatorischen und des darin angelegten Verhältnisses zur <strong>pädagogische</strong>n<br />

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