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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

und zu gucken. Ist eigentlich auch keine schlechte Methode, aber eine riskante<br />

Methode. Man muss immer vorgehen, wird vielleicht zurückgepfiffen, o-<br />

der?“, stellt die LB fest. „Was bei der Kompetenzenbilanz fehlte, ist nach<br />

diesen, sagen wir mal Turbulenzen, mit den dort vorhandenen Energien [sich]<br />

auf ein neues Niveau zu einigen.“ Die GF erfährt, wie die LB die Dynamik<br />

emotional erlebt hat, und deutet daraufhin die ‚Lernfrage’ der LB (gf 1707):<br />

„Du musstest als Lernbegleiterin die Komfortzone verlassen.“ Sie erklärt,<br />

was im IT-Zentrum die Metapher „Komfortzone“ bedeutet: „‘Komfortzone’<br />

ist eine Metapher aus dem interkulturellen Training [und meint folgendes]<br />

also du begibst dich in unbekanntes Terrain. Und bleibst nicht dort, wo du<br />

dich gut auskennst und wo dir nicht viel passieren kann. Man könnte auch<br />

sagen, Herausforderungen annehmen.“ Die LB antwortet der GF (lb 1721):<br />

„Ja, das [die Herausforderung der Lernbegleitung] hab ich [angenommen].<br />

Ich bin durchgegangen. Na, vielleicht ist es auch ein Wunsch von mir. Es<br />

darf ruhig schwierig werden. Wenn’s dann noch kommunizierbar bleibt, ist<br />

alles okay, egal wie schwierig das wird.“ (gf 1722) „Ich verstehe das schon“,<br />

antwortet die GF (g1738): „Und ich war vielleicht nicht aufmerksam genug.<br />

Also weil ich irgendwann gedacht habe, dann sollen die Kolleginnen mich<br />

doch in Ruhe lassen. Nee, weißt du, je nachdem, was ich zu tun habe, ne?<br />

Setze ich einfach Prioritäten. \((nachdrücklich:)) Das muss ich tun. Und dann<br />

hab ich irgendwie wahrscheinlich noch mal an L. [verantwortlich für das interne<br />

Wissensmanagement, koordiniert auch die Entwicklung des Qualitätsmanagements)<br />

und an F. [interne Koordinatorin des SOL-Projekts] appelliert,<br />

sie sollen das jetzt mal durchziehn da, und habe mich aber nicht mehr gekümmert<br />

oder habe mich nicht mehr kümmern können.“ Die Kompetenzenbilanzierung<br />

war ein Anliegen der GF, sie hatte es an das SOL-Projekt und die<br />

externe Lernbegleitung delegiert, die sie entlasten sollten.<br />

K: Die LB ergreift die Initiative. Sie thematisiert ihre bilaterale Kooperation<br />

mit der GF in der Phase der Kompetenzenbilanzierung und ist interessiert,<br />

die Perspektive der GF zu erfahren, um ihre Erlebnisse rückblickend<br />

besser einordnen zu können. Persönlich beschäftigt sie die Frage, ob es eine<br />

andere Option für die Gestaltung der Prozessbegleitung gegeben hätte, wenn<br />

sie damals in der Kommunikation mit der GF ein größeres Risiko eingegangen<br />

wäre. Der Aufmerksamkeitsfokus der Selbstbeobachtung des IT-<br />

Zentrums ist in erster Linie auf die Personen, ihre Handlungen und die Beziehungen<br />

gerichtet und weniger auf Interaktionsmuster und Organisationsdynamiken.<br />

Die LB hat den Fokus ihrer Aufmerksamkeit jetzt ebenfalls auf<br />

die Beziehung zur GF im Kontext der Dynamik des gesamten Feldes gerichtet.<br />

Es ist ein bekanntes Beratungsphänomen, dass Beratersysteme zu Symptomträgern<br />

des beratenen Organisationssystems werden und in dieser Situation<br />

nur versuchen können, die daraus resultierende Kenntnis über das<br />

Organisationssystem produktiv zu machen.<br />

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