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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

von Wirklichkeit. Das Performative des Handelns meint das einmalige, zeitlich<br />

und räumlich begrenzte Ereignis (Wulf und Zirfas 2007:17). Die performance<br />

schließt die überindividuelle Koordination der Beteiligten durch einen<br />

markierten Sinnzusammenhang ein. Markierte Sinnzusammenhänge sind in<br />

Bildungsorganisationen informelle Kommunikationsformen, <strong>pädagogische</strong><br />

Arrangements, Erstkontakt/Anmeldung, Fortbildungen, Workshops oder organisationsinterne<br />

Schlüsselsituationen mit ritualisierten Kommunikationen<br />

wie Teamsitzungen, Teamtage, Programmkonferenzen bzw. Selbst-<br />

Präsentationen gegenüber Auftraggebern, in Netzwerken oder auf Fachveranstaltungen.<br />

Auch Organisationsberatung markiert in der Lernarchitektur Veranstaltungsformen<br />

und Designs mit unterschiedlichen performativen Profilen.<br />

In der perfomance wird das Performative zu einem Monument – zu einem<br />

sprechenden Zeichen (Assmann und Harth 1991). Eine intersubjektive soziale<br />

Wirklichkeit entsteht durch körperlich-mimetische Prozesse.<br />

In diesen Fällen entstehen Aufführungen, in denen Menschen zum Ausdruck bringen, wie<br />

sie gesehen werden wollen und wie ihr Verhältnis zueinander ist. Auch hier werden Gemeinsamkeiten<br />

erzeugt und Gemeinschaften geschaffen. Das Performative zeichnet sich in<br />

diesen Zusammenhängen durch Körperlichkeit, Referentialität, Flüchtigkeit, Kreativität,<br />

Darstellung, Ereignishaftigkeit, Emergenz und Wiederholung/Ritualisierung aus (Wulf und<br />

Zirfas 2007:17).<br />

2) Selbstbeobachtung: Narrative Produktionen als Konstitution von<br />

Wirklichkeit<br />

Auch das Erzählen über/von Ereignisse(n) ist in der organisationalen Kommunikation<br />

ein performatives Handeln – insbesondere im Kontext von Organisationsberatung,<br />

die regelrecht dazu auffordert, von sich zu erzählen, Probleme<br />

zu beschreiben und Szenarien zu antizipieren. Indem Akteure,<br />

Akteurinnen in der Beratung über ein komplexes Problem sprechen, handeln<br />

sie in ihrer Welt, die durch ihr Sprechen kontingent wird. Dass das Sprechen<br />

in der Beratung (oder Therapie) etwas bewirken kann, beruht darauf, dass<br />

durch Sprechen Wirklichkeit konstituiert und Welt verändert wird. Die Unterscheidung<br />

zwischen einem schwachen und einem starken Performanzkonzept<br />

ist hierbei aufschlussreich (Forster 2007:227). Im ‚schwachen Performanzkonzept’<br />

bezeichnet das Performative ganz allgemein die Handlungsund<br />

Gebrauchsdimension der Rede. Wenn man spricht, spricht man nicht nur<br />

über die Welt, man tut etwas in der Welt (ebd.).<br />

Das „starke Performanzkonzept“ betont demgegenüber die Konstitutionsleistung der Sprache.<br />

Hieran knüpft die Repräsentationskritik des Performanzkonzepts: Sprache repräsentiert<br />

nicht einfach eine Wirklichkeit außerhalb der Sprache, sondern konstituiert und verändert<br />

die Welt, die sie beschreibt. Sprache gilt dabei als eine Form des symbolischen<br />

Handelns (ebd.).<br />

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