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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

toire ist ein zeitliches Gebilde: Genre können abdanken und sich erneuern.<br />

Plotmuster können den Wandel in einem Feld unterlaufen. Narration ist bei<br />

Czarniawska – wie zu sehen ist – ein theoretisches Konstrukt innerhalb einer<br />

Theorie der Institutionalisierung.<br />

Institutionalisierte Plotmuster ordnen das <strong>pädagogische</strong> Handlungsgeschehen.<br />

Rollen, Handlungsfiguren, Spielregeln (z. B. Lehrende: Begrüßen,<br />

Anmoderieren, Fragen stellen, Arbeitsaufträge vorschlagen, Feedback einholen,<br />

Beenden und Verabschieden; Lernende: Lerninteressen beschreiben, Arbeitsaufträge<br />

verändern/annehmen, Übungsaufgaben machen, den Lernprozess<br />

evaluieren, Fragen formulieren, Feedback geben) <strong>pädagogische</strong>r<br />

Arrangements sind zusammengenommen ein Muster, das Leerstellen bereithält,<br />

die von den Akteuren improvisierend gefüllt werden. Pädagogisches<br />

Handeln orientiert sich an Plotstrukturen – die in Didaktiken, Praxeologien,<br />

Verfahren, Lehrplanungen, Designs usw. aufgeschrieben sind. Eine enacted<br />

narrative ist ein produktiver Vorgang, bei dem Akteure, Akteurinnen ihre<br />

Identität und die Anordnungsbeziehungen in einem Netz kollektiver Handlungen<br />

konstituieren. Institutionalisierte Repertoires (Plotmuster) werden performativ<br />

verwirklicht.<br />

Nachdem bisher der Fokus auf der konstituierenden, bedeutungsbildenden<br />

Funktion der Narration lag, soll im Folgenden die besondere konstruktive,<br />

sinnstiftende, bedeutungsbildende Leistung von Narration charakterisiert<br />

werden. Welche Erkenntnisse gibt es darüber, wie Narrationen konstruiert/realisiert<br />

werden? Was wissen wir über die narrative Gestalt des Wissens?<br />

Mit dieser Frage hat sich der Kulturpsychologe Bruner viele Jahre forschend<br />

auseinandergesetzt. Auf der Basis seiner narratologischen Forschungsarbeiten<br />

hat er die Disziplin Psychologie in einem kulturtheoretischen<br />

Paradigma als Alltagspsychologie begründet (Bruner 1997). Bruner hat neun<br />

Universalien narrativer Gegebenheiten herausgearbeitet. Zusammengenommen<br />

verdeutlichen sie das besondere kulturelle Potenzial narrativen Wissens.<br />

Deshalb soll hier ein möglichst vollständiges Bild dieses Potenzials gezeichnet<br />

werden.<br />

2.4.5 Neun Universalien narrativer Konstruktion der Wirklichkeit<br />

Der Psychologe Jerome Bruner entwickelt eine kulturtheoretische Perspektive<br />

für die Gegenstandskonstitution der Disziplin Psychologie, die aus seiner<br />

Sicht ‚Sinn‘ bzw. ‚Bedeutung‘ in ihren Mittelpunkt stellen sollte (Bruner<br />

1997:16). Die Konstruktion der Wirklichkeit ist narrativ organisiert. Wie gesagt,<br />

Menschen konstruieren ihre Wirklichkeit narrativ. Bruner interessierte<br />

sich für das Konstruktionsprinzip: Was passiert, wenn Menschen sich die<br />

Welt verständlich machen, indem sie eine Geschichte erzählen? Er erkannte<br />

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