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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Für die Weiterbildung Erwachsener ist es angemessener, „Lehre“ als übergreifende<br />

systemische Funktion zu deuten, statt auf eine personale Lehrtätigkeit<br />

in einer dyadischen Professionellen-Klienten-Beziehung zu rekurrieren.<br />

Das Modell einer systemischen Lehrfunktion schützt Lernende davor, inadäquate<br />

Lerner-Rollen zugeschrieben zu bekommen (ebd.). Jeder einzelne Akteur<br />

einschließlich Organisatoren und Planerinnen sind an der Lehrfunktion<br />

in spezifischer Weise beteiligt (ebd.). Die Lehrfunktion verschränkt das professionelle<br />

Handeln und Aneignungshandeln, beide sind Teilfunktionen eines<br />

übergeordneten Sinnzusammenhangs – dem Lernkontext. 111 Schäffter bietet<br />

folgende Definition des Lernkontextes an:<br />

Erwachsenen<strong>pädagogische</strong> Kontexte sind wahrnehmungs- und handlungsleitende Sinnzusammenhänge,<br />

die es ermöglichen, dass unterschiedliche Akteure mit hoch differentem<br />

biographischen und sozialen Erfahrungshintergrund weitgehend Gleiches unter Lehre und<br />

Lernen verstehen, ohne dass sie zuvor eine entsprechend institutionalisierte Lernsozialisation<br />

(wie z. B. als Schüler, Auszubildende oder Studenten) durchlaufen mussten. Der Kontext<br />

bietet eine implizite, z.T. aber auch explizite Verständigung darüber, welches besondere<br />

Verständnis von Lernen im Erwachsenenalter jeweils gültig und wirksam ist (Schäffter<br />

2002:28).<br />

Funktional didaktisierte Lernkontexte zeigen ihr spezifisches lernförderliches<br />

Profil, indem sie an lernende Aneignung und Bedeutungsbildung im Alltag<br />

(d. h. in der Lebens- und Arbeitswelt) anschließen und zugleich eine ergänzende<br />

Dienstleistungsfunktion übernehmen. Die didaktisierte Lernsituation<br />

löst den Lernprozess aus den Verstrickungen des Alltags. Hieraus resultiert<br />

eine relative Verselbständigung funktional didaktisierter Lernkontexte gegenüber<br />

dem Alltag. Hier liegt der Unterschied zu lernförderlich strukturierten<br />

Handlungskontexten des Alltags- oder Arbeitszusammenhangs, bei denen<br />

das Lernen von den Ansprüchen des Verwendungszusammenhangs nur<br />

schwer zu trennen ist. Der Lernkontext übernimmt die <strong>pädagogische</strong> Rahmung<br />

des Lehrens, d. h. den übergreifenden Sinn- und Bedeutungszusammenhang,<br />

sowohl für den Bildungsanbieter als auch für die Lernenden. Lehren<br />

und Lernen sind Teilaktivitäten und beziehen ihre Wirksamkeitschancen<br />

aus dem übergreifenden Zusammenhang einer spezifischen situativen <strong>pädagogische</strong>n<br />

Rahmung. Pädagogische Rahmung koppelt die spezifische funktional<br />

didaktisierte Lernsituation an alltägliche Lernanlässe und Verwendungssituationen.<br />

Erst in dieser kontextuellen Rahmung klärt sich das Verhältnis<br />

zwischen Lehre und lernender Aneignung (Schäffter 2002:27f). Der Begriff<br />

111 Schäffter verwendet auch den Begriff ‚konzeptioneller Kontext’ (Schäffter 2000:82). An<br />

anderer Stelle verwendet er den Begriff ‚Lernkontext’ (Schäffter 2002:27, 2005b:79). Eine<br />

weitere Bezeichnung ist ‚lernförderlich strukturierter Handlungskontext’ (Schäffter<br />

2005b:77). Der zuletzt genannte Begriff erweitert die metaphorische Beschreibung des<br />

Lernkontextes insofern, als auch lernförderlich strukturierte Handlungskontexte vorgestellt<br />

sind, die nicht explizit als veranstaltetes Lernen markiert sind.<br />

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