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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

sche Prozess im Akt des tacit knowing – das Zusammenspiel von Imagination<br />

im Akt des Vorgreifens auf einen distalen Term (das zu erkennende Ganze,<br />

das zu lösende Problem) – und im passiven Akt der relativ spontanen Integration<br />

– eine Art „Widerfahrnis im Hintergrundbewusstsein, die man geschehen<br />

lassen muss“ (Neuweg 1999:206).<br />

Das Anliegen dieser Arbeit ist es, die für den <strong>Professionalität</strong>sbegriff<br />

konstitutive Komponente ‚Wissen’ zu klären. Der Zugewinn des tacitknowing-Konzepts<br />

liegt aus meiner Sicht darin, dass wir besser verstehen<br />

können, wie die Bildung einer fokalen Gestalt im Akt der impliziten Integration<br />

auf die erworbenen wissenschaftlichen Deutungsangebote, auf Methodenwissen<br />

und auf das Erfahrungswissen des Hintergrundbewusstseins zugreift<br />

und es auf diese Weise in Aktion (also in Handlung) bringt. Das<br />

Modell der Gestaltbildung erklärt, wie der permanente Bewusstseinsstrom<br />

organisiert ist. An die Stelle der Figur der Relationierung von Urteilsformen<br />

und Wissenstypen in einem dritten Wissensbereich tritt das Modell der Gestaltbildung.<br />

Die Strukturdifferenz der komplementär aufeinander bezogenen<br />

Wissensordnungen von akademischer Disziplin und <strong>pädagogische</strong>r Praxis<br />

wird durch die gestalthafte Organisation des Wissens nicht eingeebnet: Die<br />

Aufmerksamkeit des fokalen Bewusstseins ist entweder auf den Forschungsprozess,<br />

auf die Darstellung eines Sachverhalts in einem disziplinären Diskurs<br />

oder auf die Beobachtung von Wissen im Relevanzbereich der (inter)disziplinären<br />

Wissenschaftspraxis oder auf die Interaktion, den<br />

Gestaltungsprozess, den Planungsprozess, den Reflexionsprozess im Relevanzbereich<br />

der <strong>pädagogische</strong>n Praxis gerichtet. Es stellt einen Erkenntnisfortschritt<br />

dar, die komplementäre Differenz der Wissensordnungen anzuerkennen<br />

und davon auszugehen, dass die implizite Integration von<br />

Hintergrundbewusstsein und fokaler Gestalt einer Handlung innerhalb des<br />

eigenen Relevanzsystems vollzogen wird. Wissenschaftliche Deutungsangebote<br />

und ihre Begrifflichkeit müssen von den Angehörigen in die lebendige<br />

Kommunikation einer CoP eingebracht werden, um als ein „deutendes Deutungswissen“<br />

(Tietgens 1988) im Sinne eines Hintergrundbewusstseins für<br />

eine fokale Gestalt im Relevanzsystem der Praxis fungieren zu können.<br />

Dadurch verändern sich auch ihre Bedeutungen, die sie im Ausgangskontext<br />

‚Wissenschaftssystem’ hatten. Umgekehrt trifft dies auch für die Beobachtung<br />

zweiter Ordnung und Interpretation der Selbstinterpretationen der Praxis<br />

in einem wissenschaftlichen Relevanzsystem zu (vgl. I 3). Übersetzungsleistungen<br />

erfordern wechselseitige Kenntnisnahme in einem intermediären<br />

Raum, der kommunikativ ein ‚Zwischen’ organisiert und frei von Handlungsdruck<br />

die Bezugnahme auf die jeweils andere Struktur sowie Perspektivenübernahme<br />

einübt.<br />

Mit der wissenstheoretisch begründeten Kritik am professionstheoretischen<br />

Modell der Relationierung von Theorie und Praxis und seiner Urteils-<br />

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