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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

spielen kann. Unter Repertoire wird hier in dieser Argumentation analog zum<br />

Quellgebiet der Metapher eine Gesamtheit von Praktiken und narrativen Wissens-<br />

und Bedeutungsbeständen gefasst, die in einem bestimmten institutionalisierten<br />

Kontext des Lebenslangen Lernens zur Geltung gebracht werden.<br />

Der Begriff des Repertoires ist also übergreifend zu verstehen als die Gesamtheit<br />

eines gesellschaftlich verfügbaren Repertoires. Es handelt sich dann<br />

um die Gesamtheit der sozialen Praktiken und narrativen Wissensbeständen<br />

der Institution Lebenslanges Lernen in einer funktional differenzierten Gesellschaft.<br />

Ein Repertoire kann aber auch die institutionalisierten Praktiken<br />

und dazugehörende Wissen- und Bedeutungsbestände einer bestimmten Lehr-<br />

/Lernkultur oder Institutionalform umfassen. Man kann den Begriff auch auf<br />

das Repertoire eines lokalen Kontextes, z. B. einer Bildungsorganisation, und<br />

die durch sie institutionalisierte Lehr-Lernkultur beziehen. Ein Repertoire<br />

kann zudem einer handelnden Person, die in einem Kontext eingebettet ist,<br />

zugeschrieben werden – und erfasst damit ihr personengebundenes Arbeitsvermögen.<br />

Der Begriff des Repertoires schließt demzufolge sehr gut an die kategoriale<br />

Bestimmung des Begriffs ‚<strong>Professionalität</strong>’ an (vgl. II 1.3). Der Begriff<br />

ist außerdem anschlussfähig an das wissenstheoretisch begründete Konzept<br />

des praktischen Wissens und an das Konzept des individuellen Kompetenzerwerbs<br />

im berufsbiografischen Zusammenhang. Letzteres unterscheidet<br />

Stufen des Kompetenzerwerbs bei Angehörigen einer Berufspraxis, die zu<br />

einer qualitativen Veränderung des personengebundenen Repertoires führt.<br />

Der Begriff des Repertoires fundiert das Argument von der Beruflichkeit als<br />

regulatives Prinzip flexibler Kompetenzentwicklung, indem es den Kompetenzerwerb<br />

als Erwerb eines Repertoires an institutionalisierten Praktiken und<br />

dazugehörenden Wissen- und Bedeutungsbeständen bestimmt.<br />

2.4.1 Kulturelle Praxis als doppelseitiges Repertoire<br />

Die Metapher des ‚doppelseitigen Repertoires’ nimmt Hörning (2004) in Gebrauch,<br />

um Kultur als Praxis zu beschreiben. Das entscheidende Argument<br />

ist, dass der Kulturbegriff nicht dem kulturellen Bedeutungssystem zugeschlagen<br />

wird, sondern kulturelle Wissens- und Bedeutungsbestände an soziale<br />

Praktiken rückgebunden werden. Die Vorstellung eines kulturellen Bedeutungssystems<br />

hatte die symbolische Bedeutung von der Handlung<br />

abgelöst. 82 Die Metapher des doppelseitigen Repertoires bringt hingegen zum<br />

82 Klatetzki (1993) hatte beispielsweise in seiner ethnografischen Interpretation einer<br />

Jugendhilfeeinrichtung <strong>Professionalität</strong> im Rückgriff auf den Ansatz der dichten<br />

Beschreibung von Geertz als ein organisationskulturelles System definiert. Die Vorstellung<br />

eines kulturellen Bedeutungssystems löst aber die Bedeutung von der Handlung ab. Fuchs<br />

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