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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

ganisation typische polykratische Struktur beruht auf dem Glauben an Wissenschaft<br />

(Klatetzki 2005:256). Legitimieren heißt in einer symbolischinterpretativen<br />

Perspektive glauben und glauben machen (ebd.:260). Mit der<br />

symbolisch-interpretativen Perspektive verändert sich die Sichtweise auf das<br />

Professionswissen (vgl. II 2.2.1 und II 3.5). 128<br />

Das wissenschaftliche Wissen hat danach vor allem eine symbolische, keine technische<br />

Funktion. Das schließt nicht aus, dass Professionelle auf der Basis von Wissenschaft auch<br />

Probleme lösen [...]. Wesentlich ist aber: Die Rechte und der Status von Professionellen in<br />

Organisationen sind nicht abhängig von ihrer technischen Problemlösefähigkapazität. Die<br />

Rechte und der Status stammen aus anderen Quellen, nämlich dem Umstand, dass diese<br />

Berufsgruppen das Privileg haben, in Verbindung mit einer höheren symbolischen Ordnung<br />

zu stehen, zu der die Laien keinen Zugang haben (ebd.:260).<br />

Die Aufmerksamkeitsfokussierung der Modellierung der Bildungseinrichtung<br />

als Professionsorganisation liegt auf der Autonomie des einzelnen Professionellen.<br />

Die Metaphorik der Professionsorganisation bringt den Individualismus<br />

(Einzelkämpfer-Dasein) der Professionellen und die Fragmentierung in<br />

Fachrichtungen (Gesundheitsbildung, berufliche Bildung, Deutsch als Zweitsprache<br />

usw.) als <strong>pädagogische</strong> Sonderwelten zum Ausdruck. Die Form der<br />

Professionsorganisation ist das Kollegium – „ein Kollektiv gleichrangiger<br />

Individualisten“ (Klatetzki 2005:277). Die Organisation versteht sich als eine<br />

Bürokratie für professionelle Belange, und aus der Sicht der Experten ist die<br />

Verwaltung „ihr Apparat“.<br />

Der Leistungsvorteil der Bildungsorganisation als eine funktionale, einzelpositionenübergreifende<br />

Struktur wird in der Konzeption der Professionsgleichermaßen<br />

als Differenz im Sinne unterschiedlicher Domänen des Herrschaftsaufbaus<br />

zu begreifen: Genau das macht den Charakter der funktionalen Äquivalenz aus“ (Harney<br />

1998:176). Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Qualifikation und dem<br />

Zentralisierungserfordernis: Je niedriger die Qualifikation, desto höher ist das<br />

Zentralisierungserfordernis – je höher die Qualifikation, desto größer ist das<br />

Dezentralisierungspotenzial. Erhöhte Qualifikation hat das Potenzial zu direkter<br />

Zusammenarbeit und Aufgabenintegration. Diese Argumentation rechnet (noch) nicht<br />

damit, dass auch die dezentrale wissensbasierte Arbeit in Zusammenhang mit gesellschaftlichen<br />

Transformationsprozessen auf die Integration durch Organisation angewiesen<br />

ist.<br />

128 „Die symbolisch interpretative Perspektive fasst Wirklichkeit als soziale Hervorbringung<br />

(enactments) von Handelnden. Realität ist nicht in objektiver Form einfach da, vielmehr<br />

wird sie objektiviert, d. h. sie wird sozial derart konstruiert, dass sie als objektiv erscheint<br />

(Berger und Luckmann 1972). Die Kategorien zum Verständnis von Organisationen wie<br />

‚Rationalität’ oder ‚Technologie’ sind nicht real oder natürlich in einem objektiven Sinne.<br />

Sie sind vielmehr das Produkt der Glaubensvorstellungen (beliefs) der sozialen Akteure.<br />

Die sozialen Akteure erzeugen und erhalten die Kategorien, die sie anschließend benutzen,<br />

um die Welt zu verstehen. Der Mensch ist in der symbolisch interpretativen Perspektive,<br />

wie Clifford Geertz (1973:3) es formuliert, „an animal trapped in webs of significance he<br />

himself has spun“ (Klatetzki 2005:255f).<br />

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