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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Für die Klärung des Begriffs <strong>Professionalität</strong> ist die Frage von Interesse,<br />

wie die differenten Wissensformen ins Verhältnis gesetzt sind. Mit dieser<br />

Frage setzt sich Kruse (2005) auseinander, um Probleme der Professionalisierung<br />

Sozialer Arbeit zu diskutieren.<br />

Im Vergessen der subjektivierenden Potentiale, die aus den Grundzusammenhängen des<br />

Arbeitshandelns resultieren, soll Soziale Arbeit mit wissenschaftszentrierten Praktiken der<br />

Objektivierung kontrollierbar, messbar und teilbar gemacht werden. Diese aktuelle Tendenz<br />

lässt sich mit unterschiedlichen Schlagwörtern verdeutlichen: Standardisierung, Formalisierung;<br />

Controlling, Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung etc. […] Zwar hängen<br />

Wissensbasierung und Professionalisierung empirisch zusammen, doch werden Professionalisierungsdiskurse<br />

i. d. R. vom Primat des objektivierenden Paradigmas normativ beherrscht.<br />

Die Folge ist eine einseitige Konzeptualisierung der Wissensbasierung praktischer<br />

Handlungsvollzüge, welche die subjektivierenden Wissens- und Handlungspotentiale ausblendet<br />

(Kruse 2005:52).<br />

Kruse greift auf die Unterscheidung von Böhle und Milkau zwischen subjektivierendem<br />

und objektivierendem Arbeitshandeln zurück. In den jeweiligen<br />

Formen des Arbeitshandelns werden unterschiedliche Wissensbestände aktiviert:<br />

Während das objektivierende Arbeitshandeln fachsystematisch strukturiert,<br />

ggf. sogar wissenschaftlich begründet eine objektivierte Außenperspektive<br />

einführt, umfasst das subjektivierende Arbeitshandeln die komplexen<br />

sinnlichen Wahrnehmungen der Arbeitssituation. Subjektivierendes Arbeitshandeln<br />

vollzieht sich in einer ganzheitlichen und dialogischen Interaktionsweise<br />

mit der Umwelt, es aktiviert implizites Wissen und unterlässt Subjekt-<br />

Objekt-Dichotomisierungen (ebd.:53).<br />

Dadurch wird die Handlungsform phänomenologisch und idiosynkratisch, ist schwer verbalisierbar<br />

und objektivierbar und wird mit begrifflichen Latenzen wie Intuition, Gefühl<br />

und Gespür umschrieben. Durch die Kontingenzen menschlicher Interaktion impliziert sie<br />

darüber hinaus auch Spontaneität, Kreativität und Improvisationsvermögen (ebd.).<br />

Kruse argumentiert, dass beide Formen des Arbeitshandelns sich komplementär<br />

ergänzen. Da sie Unterschiedliches leisten, können sie auch fruchtbar<br />

verknüpft werden (Kruse 2005:53). Subjektivierendes Arbeitshandeln und<br />

objektivierendes Arbeitshandeln aktivieren unterschiedliche Wissensbestände.<br />

Subjektivierendes Arbeitshandeln ist implizites Wissen in Aktion. Das<br />

implizite Wissen in Aktion korrespondiert mit dem praxeologischen Handlungswissen.<br />

Funktion und Stellenwert des impliziten Wissens zeigt Abbildung<br />

II-5.<br />

Während man ein Fachgebiet erlernt und darin kompetent wird, transformiert<br />

man das laienhafte Vorverständnis im Sinne eines naivempiristischen<br />

Meinungswissens. Das theoretische Methodenwissen und theoretische<br />

Fachwissen beruht auf positivistisch-empirischen Erkenntnissen.<br />

Auch das erfahrungsgebundene implizite Wissen ist eine empirische Wissensart<br />

– es hat aber epistemologisch eine andere Struktur. Für das Arbeits-<br />

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