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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

Betracht zieht, dass generische Bedeutung zunächst eine wichtige Funktion in<br />

Koordinationsprozessen hat. Damit wird nicht in Abrede gestellt, dass Finanzierungsstrukturen,<br />

Zeitstrukturen und hierarchische Arbeitsteilung generische<br />

Strukturen sind, die entscheidungsmächtig sind und ein bestimmtes<br />

Verhalten erzwingen. Koordination organisierter Weiterbildung verlangt aber<br />

immer auch flexible kommunikative Formen der Koordination, die Differenz<br />

und kulturelle Diversität produktiv bearbeiten. Hier liegt die besondere Produktivität<br />

semantischer Wissensbestände.<br />

Im Rückgriff auf Laucken kann die Unterscheidung zwischen Sinn/sense<br />

und Bedeutung/meaning geschärft werden. Laucken unterscheidet zwischen<br />

dem phänomenal erlebt-gelebten Sinnzusammenhang und den Sinnstrukturen<br />

eines semantischen Verweisungszusammenhangs. Die intersubjektive Verständigung<br />

über Erfahrungen (d. h. über den phänomenal erlebt-gelebten<br />

Sinnzusammenhang) hat nach Weick das Potenzial zu Innovation und kritischer<br />

Distanz gegenüber generischen Strukturen (Kontrolle). Die Reflexion<br />

problematisch gewordener Praxis wird allerdings erst dann organisationsrelevant,<br />

wenn sie in bedeutungsbildende Prozesse mündet, die in der Organisation<br />

Konsequenzen haben, d. h. im Gesamtsystem der Bildungsorganisation<br />

wirksam werden. Semantische Wissensbestände haben eine produktive Funktion,<br />

denn sie führen eine Außenperspektive ein – der einzelne Fall wird im<br />

Lichte eines allgemeinen Verweisungszusammenhangs betrachtet, der als<br />

Konturierungsfolie dient. Reflexivität besteht darin, das fallbezogene Wissen<br />

zu fallübergreifendem, konzeptionellem Wissen in Beziehung zu setzen.<br />

In interpretativen Organisationsansätzen setzt sich in letzter Zeit die Erkenntnis<br />

durch, dass die Organisation ihr Verhalten nicht durch eine gemeinsam<br />

geteilte Bedeutung koordiniert (Priddat 2004:148f). Organisationen organisieren<br />

diverse mentale Modelle bzw. Sprachspiele. Die Diversität von<br />

Communities of Practice bzw. von Praktiken und ihren Sprachspielen erfordert<br />

es, dass zu Koordinationszecken Bedeutung generiert werden muss, die<br />

Konsequenzen hat und zu Handlungen führt. Die Aufgabe des Bildungsmanagements<br />

ist es, die Ressourcen von Sprachspielgemeinschaften involvierter<br />

Akteure für eine produktive Kooperation zu generieren. Mittels kommunikativer<br />

Steuerung wird die polylinguistisch verfasste Organisation interpretiert<br />

und in Entscheidung übersetzt. Dazu braucht es ein Metasprachspiel, das die<br />

Polylinguistik der Organisation nicht nur anerkennt, sondern Diversität voraussetzt<br />

und nutzt (ebd.:167). Das Metasprachspiel erzeugt semantische<br />

Brücken, die in mehreren Sprachspielen viabel sind (ebd.). 159 Im Rückgriff<br />

159 Im Rahmen des Governance-Diskurses wird die Metapher der semantischen Brücke<br />

angeboten. Aufgabe des Managements in einer polylinguistisch verfassten Organisation ist<br />

es, semantische Brücken zwischen den funktionalen Communities zu schlagen (Priddat<br />

2004:167). „Wieland entwickelt hier ein Konzept der ‚semantischen Brücke’, das die<br />

Konzeption der Metasprache in Organisationen stützt. Die diversen Sprachspiele oder<br />

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