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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Theoretisches Konstrukt<br />

daß Geschichten das Handeln orientieren, daß Menschen ihre Identitäten [...] konstruieren,<br />

indem sie sich selbst bzw. andere sie in einem Repertoire von Handlungen (emplottet stories)<br />

verorten; daß „Erfahrung“ sich durch Geschichten konstituiert; daß Menschen den<br />

Sinn von etwas, was passiert ist oder gerade passiert, erfassen, indem sie versuchen, die<br />

Ereignisse in einer oder mehreren Geschichten zu vereinen bzw. zu integrieren; und daß<br />

Menschen auf der Basis von Projektionen, Erwartungen und Erinnerungen orientiert werden,<br />

in einer bestimmten Weise und nicht in einer anderen Weise zu handeln, die von einem<br />

vielfältigen aber letztendlich begrenzten Repertoire an verfügbaren sozialen, öffentlichen<br />

und kulturellen Geschichten stammen (Somers 1994:614).<br />

In anderen Worten: Narration ist keine sprachliche Form der Repräsentation<br />

von Wissen (story telling), sondern sie organisiert die rekursive Dualität von<br />

Bedeutung (also Struktur) und Handeln. Deshalb kann auch von der ‚narrativen<br />

Strukturation sozialer Wirklichkeit’ gesprochen werden. Der Begriff ist<br />

eine Neuschöpfung und verknüpft den sozialtheoretischen Diskurs der Strukturation<br />

mit dem kulturtheoretischen Diskurs zur Narration.<br />

Diese performative Kraft der Narration hebt auch Czarniawska (1997,<br />

2004) hervor, wenn sie den Begriff der enacted narrative „als Grundform sozialen<br />

Lebens“ prägt. Aus Sicht von Czarniawska ist die Konstitution sozialen<br />

Lebens narrativ.<br />

One of the reasons for an eager epousal of a narrative approach in both the humanities and<br />

social science might be that it is useful to think of an enacted narrative as the most typical<br />

form of social life [...]. This need not be an ontological claim; life might or might not be an<br />

enacted narrative but conceiving of it as such provides a rich source of insight (Czarniawska<br />

2004:3, 1997:12f).<br />

Geschichten werden gemacht, realisiert oder verwirklicht. Der Begriff einer<br />

enacted narrative meint wortgetreu eine „in Kraft gesetzte Geschichte“. Was<br />

ist damit vorgestellt? Czarniawska benutzt den Begriff der enacted narrative<br />

unter anderem auch, um deutlich zu machen, dass Geschichten ‚auf Bühnen’<br />

produziert werden. Als Beispiel beschreibt sie die Geschichte einer neuen<br />

weiblichen Führungskraft; sie spielt auf der Bühne einer Abteilung in einem<br />

Wirtschaftsunternehmen. Die Autorin argumentiert, dass Konversationen<br />

(z. B. die Konversationen dieser Abteilung) als enacted narratives oder dramatisierte<br />

Geschichten betrachtet werden können, in denen die Partizipierenden<br />

Handelnde, Autoren, Direktoren und Produzenten der Geschichten zugleich<br />

sind.<br />

By observing how conversations are repeated and how they change, we can classify them<br />

according to their genre, as in literary critique. In order to do this, we have to see conversations<br />

as dramatized stories, in which the participants are actors, authors, directors, and producers.<br />

In other words, conversations in particular, and human actions in general, are enacted<br />

narratives (Czarniawska 1997:17; Hervorh. i. O.).<br />

Da Konversationen Bühnen sind, auf denen Geschichten realisiert werden,<br />

benötigen die Beteiligten ein implizites Verständnis dessen, was auf der<br />

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