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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Fallstudie<br />

Beim performativen Sprechen ist dies offensichtlich, denn sprechend wird<br />

eine Handlung vollzogen („Ich grüße dich“). Aber auch konstative Äußerungen,<br />

die einen Sachverhalt darstellen, werden im starken Performanzkonzept<br />

performativ aufgefasst. Die konstative Darstellung erzeugt ebenfalls performativ<br />

die je eigene soziale Wirklichkeit eines Kontextes insofern, als mit ihr<br />

eine bestimmte Unterscheidung (bzw. Beobachtung) artikuliert und damit das<br />

Unterschiedene, d. h. die Außenseite der Unterscheidung nicht artikuliert<br />

wird. Nach Spencer Brown ist die Unterscheidung eine Ausgrenzung aus einem<br />

‚unmarked space’ und markiert den bezeichneten Raum (Baecker<br />

1999:22). Das narrative Prinzip der Bedeutungsbildung betont, dass Akteure<br />

die Situationen, in denen sie sich und ihre performativen Herstellungen befunden<br />

haben, retrospektiv selbst interpretieren und dem Geschehen einen<br />

Sinn verleihen.<br />

3) Selbstbeschreibung: Semantische Strukturen im Prozess der<br />

Geschichte(n) 190<br />

Wie und wo auch immer Akteure vom SOL-Projekt sprachen oder in den<br />

Workshops und Beratungen des SOL-Prozesses <strong>pädagogische</strong>s Handeln bzw.<br />

organisationale Phänomene thematisierten, wurde ersichtlich, dass sie ihre<br />

Handlungswirklichkeit als Handeln in Geschichte(n) oder als Geschichte verstehen.<br />

Sollen nämlich temporalisierte Handlungen erklärt und dargestellt<br />

werden, müssen zwangsläufig die Geschichte(n) erzählt werden. Zur ‚Methodizität<br />

des Feldes’ zählen auch die wiederholten mündlichen und schriftlichen<br />

Selbstbeschreibungen des Praxisprojekts im Kontext der Projektdokumentation,<br />

der Zwischenauswertungen, des Verlängerungsantrags, der Arbeitstreffen<br />

des Forschungsverbundes und Publikationen sowie die Selbstbeschreibungen<br />

und Selbstpräsentationen des IT-Zentrums, von denen die Forscherin<br />

nur teilweise weiß.<br />

Das Projektvorhaben wurde schon im Projektantrag als eine komplexe<br />

und entwicklungsoffene Handlungsgestalt in einem sozialen Handlungsnetz<br />

von Mitakteuren und -akteurinnen entworfen: Das Handeln der Akteure ist in<br />

eine geschichtliche Handlungssituation gestellt, über die die Handelnden<br />

nicht verfügen können. Sie ist ihnen im Vorhinein nicht transparent und wird<br />

erst im temporalen Verlauf der Handlungsgestalt erschlossen. Das Projektvorhaben<br />

und die intendierten Wirkungen sind in Zeitstrukturen und in einen<br />

Sozialraum integriert. Fortbestand und Wandel der <strong>Professionalität</strong> ist an die<br />

190 Narrationen haben eine mimetische Funktion: Darunter versteht Bruner, dass die Narration<br />

„Leben im Vollzug“ interpretiert. Im Rückgriff auf Ricœur argumentiert er, dass es eine<br />

wechselseitige Zugehörigkeit zwischen „In-der-Geschichte-Sein“ und „Darüber-Erzählen“<br />

gibt Die Erzählung steht in einer metaphorischen Beziehung zur Realität, sie kopiert sie<br />

nicht, sondern gibt ihr eine weitere Auslegung (Bruner 1997:63).<br />

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