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Organisationsgebundene pädagogische Professionalität - Budrich

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Forschungsprofil<br />

in jedem Praxisfall gelingen wird. Beratung ist als Beobachtung zweiter Ordnung<br />

auch dem Forschungssystem verpflichtet. Das Forschungsprojekt bindet<br />

die Berater und Beraterinnen ein und fordert sie dazu auf, die Beobachtungen<br />

zweiter Ordnung von dem Übergangsprozess systematisch zu dokumentieren,<br />

zu präzisieren, das eigene Handeln zu reflektieren und den Projektverlauf zu<br />

beschreiben. In der ersten Phase des Forschungsprozesses koordinierte eine<br />

Verbundstruktur die arbeitsteilig zu erbringenden Entwicklungs- und Forschungsaktivitäten<br />

der beteiligten Akteure und Praxisprojekte. In dieser Verbundstruktur<br />

hatte kein Akteur Deutungshoheit, sondern jede Akteurin füllte<br />

jeweils spezifische Forschungs- und Gestaltungsaufgaben aus (Aulerich<br />

2007; Fischer 2007). Für die Wissensproduktion im Projektverbund wurden<br />

Arbeitstreffen und öffentliche Tagungen organisiert.<br />

Das Forschungssystem koordinierte und gestaltete diese Arbeitsformen<br />

und delegierte die Dokumentation des Praxiswissens an die dezentralen Praxisprojekte.<br />

Sie sorgte für die reflexive Wissenskommunikation im Projektverbund<br />

(Fischer 2007) und legitimierte die Leistungen des Projektverbunds<br />

gegenüber dem Auftraggeber (Aulerich 2007). In Publikationen des Projektverbundes<br />

wurden die Projektverläufe und das praxeologische Handlungswissen<br />

beschrieben.<br />

Die Evaluation des Arbeitsprozesses stellt nach vierjähriger Zusammenarbeit<br />

fest: „In diesen Prozessen gemeinsamen Arbeitens wurde erkennbar,<br />

dass wir uns tatsächlich in gemeinsamen Such- und Lernprozessen befanden“<br />

(Aulerich 2007:57). Im Mittelpunkt aller Aktivitäten des Forschungssystems<br />

stand die Produktion reflexiven Praxiswissens. Erst nach einer Phase des Informationsaustauschs<br />

und des gemeinsamen Lernens begann man, gemeinsam<br />

konzeptionelle Perspektiven zu formulieren – und im Verbund eine eigene<br />

Semantik selbstorganisierten Lernens in Weiterbildungseinrichtungen<br />

zu entfalten und zu präzisieren (Aulerich 2007:56; vgl. dazu III 1.3 Wissensproduktion<br />

im Projektverbund „Weiterbildner lernen selbstorganisiertes Lernen“).<br />

Diese Perspektiven setzen den bildungspolitisch motivierten Auftrag<br />

um und formulieren ein Konzept für die Personalentwicklung in Weiterbildungseinrichtungen.<br />

Der Kontextwechsel von der Beobachtung erster und zweiter Ordnung in<br />

der Funktion der Beratung und Praxisentwicklung zu einer theoriegenerierenden<br />

Beobachtung zweiter bzw. dritter Ordnung in der Funktion von Forschung<br />

setzte ein, als ich im Rahmen der Promotionsförderung zur Dekontextualisierung<br />

der Praxis überging und mich fragte, welche exemplarische<br />

Bedeutung die Praxis des SOL-Projekts hat. Auf dieser Stufe löst sich die Beraterin/Forscherin<br />

von der Selbstbeschreibung der Praxis, die bis dato dem<br />

„phänomenal erlebend gelebten“ Sinnzusammenhang der Projektgeschichte<br />

verhaftet ist (Laucken 2003:12). Unter Dekontextualisierung wird die für das<br />

Wissenschaftssystem konstitutive Strategie der Universalisierung des Wis-<br />

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