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Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

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Alternativen <strong>zu</strong>r klassischen Werkstatt – Projekt »Kopernikus«<br />

de Problematik aufnehmen, die sich aus einer systemisch-soziologischen<br />

Sicht auf die Thematik ergibt. Zum einen wird nämlich darauf verwiesen,<br />

dass es in der Gesellschaft so etwas wie eine »Exklusionsdrift« gibt <strong>und</strong> dass<br />

Inklusion sich überhaupt nur auf diesem Hintergr<strong>und</strong> definieren lässt. 9 In<br />

diesem System kommt es <strong>zu</strong> immer weiter steigenden Kompensationsanforderungen<br />

<strong>und</strong> Kompensationsleistungen, die in der Gefahr stehen können,<br />

die »Exklusionsdrift« <strong>zu</strong> verschieben bzw. auf eine andere (z. B. virtuelle)<br />

Ebene <strong>zu</strong> befördern.<br />

Spätestens an dieser Stelle ist <strong>zu</strong> fragen, was eigentlich die »klassische«<br />

Werkstatt ist bzw. was sie als solche ausmacht: Ist es die sozialrechtliche<br />

Verankerung, die Art <strong>und</strong> Weise der Finanzierung oder allein schon die<br />

offensichtliche Tatsache, dass in der Werkstatt überwiegend behinderte<br />

Menschen arbeiten? Dies alles gehört sicherlich <strong>zu</strong>r Beantwortung dieser<br />

Frage, aber es reicht noch nicht aus. Ich will das am Beispiel unserer eigenen<br />

Werkstatt kurz verdeutlichen:<br />

Unsere Greifenwerkstatt in Greifswald bezog im Jahr 1997 ein neues<br />

Werkstattgebäude, vom Träger geplant, von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land finanziell<br />

unterstützt in einem Gewerbegebiet. Unter dem Dach der »Werkstatt für<br />

behinderte Menschen« sind – wie an vielen anderen Orten auch – seitdem<br />

ganz verschiedene Produktionsstätten vereinigt: Metall, Holz, industrielle<br />

Verpackung, Montage, Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau usw. Diese Werkstatt<br />

des bisherigen Typus ist ein Konglomerat aus verschiedenen Produktionsstätten,<br />

die eine gemeinsame Infrastruktur verbindet (sowohl baulich als<br />

auch unterstützende Dienste).<br />

In der freien Wirtschaft kommt man auf diesen Gedanken nicht: In der<br />

Nähe unserer Werkstatt befinden sich eine Autolackiererei, mehrere Autohäuser,<br />

eine Cook-and-Chill-Küche, eine Backfabrik, ein Baustoffhandel<br />

usw. Die haben keine gemeinsame Infrastruktur, z. B. eine gemeinsame<br />

9 Prof. P. Fuchs, »Behinderung <strong>und</strong> Soziale Systeme. Anmerkungen <strong>zu</strong> einem schier<br />

unlösbaren Problem« in: Das gepfefferte Ferkel. Online-Journal für systemisches<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln. Mai 2002. Fuchs stellt die These auf, dass die moderne Differenzierungsform<br />

der Gesellschaft ein Inklusionsgebot (Exklusionsverbot) zeitigt,<br />

das die <strong>zu</strong>vor einfach verschwindenden (marginalisierten) behinderten Personen in<br />

einem nie gekannten Ausmaß in die Sichtbarkeit befördert. Der Versuch, die bis dahin<br />

Exkludierten nun auch <strong>zu</strong> inkludieren, trifft auf das Problem, dass Behinderung<br />

in der Umwelt von Sozialsystemen in diesen Systemen nichtignorable Belastungen<br />

hervorruft, die <strong>zu</strong>r Ausdifferenzierung einer Expertenkultur zwingt, die die gleichsam<br />

naturläufige Exklusionsdrift stoppen soll (a. a. O.).<br />

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