03.12.2012 Aufrufe

Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wulf Rössler, Bettina Bartsch<br />

Der Job Coach besprach mit Herrn Hirt <strong>und</strong> seinem Arzt den beruflichen<br />

Einstieg. Sie einigten sich darauf, dass es ein abgeschlossenes Architekturstudium<br />

braucht, um als Architekt tätig <strong>zu</strong> sein, <strong>und</strong> verschoben dieses Ziel<br />

auf einen späteren Zeitpunkt.<br />

Als ersten beruflichen Schritt vereinbarten sie einen teilzeitlichen Einstieg<br />

in einem handwerklich gestalterischen Bereich, mit wenig Stress <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enkontakt.<br />

Nach längeren Diskussionen war sich Herr Hirt im Klaren, dass<br />

er seinen künftigen <strong>Arbeit</strong>geber über seine Erkrankung informieren wollte,<br />

da er besondere <strong>Arbeit</strong>sbedingungen brauchte <strong>und</strong> seine berufliche Lücke<br />

nicht anders erklären konnte. In der Folge schrieb Herr Hirt mithilfe des Job<br />

Coachs alle Architekturmodellbaufirmen der Umgebung an. Und sie hatten<br />

Glück. Zwei Modellbauer wollten Herrn Hirt <strong>zu</strong>sammen mit dem Job Coach<br />

kennenlernen. Herr Hirt präsentierte sich in den Vorstellungsgesprächen so<br />

gut, dass er zwischen zwei Angeboten aussuchen konnte. Sie vereinbarten mit<br />

dem Modellbauer eine dreiwöchige Schnupperzeit, halbtags am Morgen. Er<br />

konnte in dieser Zeit mit anderen Mitarbeitern für ein Überbauungsprojekt<br />

ein detailreiches Modell erstellen. Seine genaue Tätigkeit wies ihm der Chef<br />

<strong>zu</strong> – ohne Termindruck.<br />

Die Schnupperlehre verlief gut. Herr Hirt zeigte sich handwerklich geschickt.<br />

Sein Vorgesetzter lobte sein räumliches Vorstellungsvermögen <strong>und</strong><br />

seine exakte <strong>Arbeit</strong>sweise. Entwicklungspotenzial sah er bei der Geschwindigkeit,<br />

Kommunikation <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisation. Zusammen vereinbarten<br />

sie ein Praktikum von einem halben Jahr mit einem Lohn von 8 Franken pro<br />

St<strong>und</strong>e. Heute, zwei Jahre später, arbeitet Herr Hirt immer noch dort. Jetzt<br />

<strong>zu</strong> 80 % <strong>zu</strong> einem St<strong>und</strong>enlohn von 12,50 Franken. Er kann im Sommer<br />

mit finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Invalidenversicherung im gleichen Betrieb<br />

eine Ausbildung <strong>zu</strong>m Architekturmodellbauer absolvieren.<br />

Herr Hirt ist weiterhin in ambulanter psychiatrischer Behandlung <strong>und</strong><br />

unter medikamentöser Therapie. Den Job Coach sieht er jede Woche. Er<br />

bespricht mit ihm Schwierigkeiten am <strong>Arbeit</strong>splatz wie beispielsweise das<br />

gefürchtete Firmenfest, aufgetretene Fehler, seine Rolle im Team oder das<br />

baldige Qualifikationsgespräch. Der Job Coach ist bei den halbjährlich stattfindenden<br />

Qualifikationsgesprächen dabei <strong>und</strong> protokolliert diese für alle<br />

Anwesenden sowie den Arzt. Zusätzlich berät er auch den <strong>Arbeit</strong>geber.<br />

Beispielsweise klärt er ihn auf, dass es für Herrn Hirt keinen Fortschritt<br />

bedeuten würde, alle Medikamente ab<strong>zu</strong>setzen.<br />

Der <strong>Arbeit</strong>geber ist mit den Leistungen von Herr Hirt <strong>zu</strong>frieden, er erlebt<br />

ihn als genauen, sehr ruhigen <strong>und</strong> interessierten Mitarbeiter. Sein Team pro-<br />

184

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!