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Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

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Chancen der <strong>Arbeit</strong>smarktreform<br />

Arnd Schwendy<br />

Ausbruch aus der Gemeinschaft der Verzagten<br />

Als ich mich auf diese Tagung vorbereitet habe, bin ich auf einen Tagungsband<br />

der AKTION PSYCHISCH KRANKE gestoßen, als sie sich bereits in den<br />

80er-Jahren mit dem Thema der beruflichen Förderung <strong>und</strong> Eingliederung<br />

beschäftigt hatte. Das geschah damals parallel <strong>zu</strong> dem großen Modellprogramm<br />

Psychiatrie, mit dessen Hilfe der B<strong>und</strong> <strong>und</strong> einige Länder <strong>und</strong> Kommunen<br />

die Empfehlungen der Enquete in die Praxis umsetzten. Viele hier<br />

im Saal haben diese Zeiten des Aufbruchs miterlebt.<br />

In dem Vortrag, den ich damals über die berufliche Rehabilitation gehalten<br />

habe, bin ich auf eine Einleitung gestoßen, die ich Ihnen heute hier nicht<br />

vorenthalten möchte. Sie lautet sinngemäß: Man muss etwas verrückt sein,<br />

wenn man in der Psychiatrie arbeitet <strong>und</strong> sich ausgerechnet mit dem Thema<br />

der beruflichen Teilhabe – damals hieß es übrigens noch nicht Teilhabe,<br />

sondern Rehabilitation <strong>und</strong> Eingliederung – beschäftigt.<br />

Denn wenn wir ehrlich sind: Niemand im psychosozialen Bereich will<br />

das eigentlich wirklich. Sozialarbeiter haben von Hause aus eine gewisse<br />

Distanz <strong>zu</strong>r harten, kapitalistischen <strong>und</strong> wettbewerbsorientierten <strong>Arbeit</strong>swelt.<br />

Sie zücken bis heute lieber den Antrag auf einen sicheren Platz in der<br />

Tagesstätte. Die Geschwister <strong>und</strong> Eltern sind zögerlich; sie haben sehr viele<br />

Misserfolge bei fehlgegangenen Bewerbungen <strong>und</strong> die nachfolgenden Krisen<br />

miterlebt <strong>und</strong> raten ihren kranken bzw. behinderten Angehörigen schließlich<br />

resigniert: »Komm endlich <strong>zu</strong>r Vernunft <strong>und</strong> geh in die WfbM«.<br />

Erweitert wurde diese große Koalition der Verzagten jetzt durch die<br />

Mitarbeiter der ARGEN, der optierenden Kommunen <strong>und</strong> der Agenturen.<br />

Früher kümmerten sich Reha-Berater beherzt <strong>und</strong> kompetent um das<br />

Wohl <strong>und</strong> Wehe der Antragsteller, jetzt sind Fallmanager <strong>und</strong> persönliche<br />

Ansprechpartner für ihre »K<strong>und</strong>en« da, freilich oft ohne Kenntnis von deren<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> den Fördermöglichkeiten. Zudem sind auch sie skeptisch,<br />

wenn es um die Eingliederung <strong>und</strong> Förderung von Menschen mit psychiatrischem<br />

Hintergr<strong>und</strong> geht. Sie stehen unter einer strengen Budgetkontrolle<br />

<strong>und</strong> überlegen sehr genau, ob sie das Geld nicht lieber in eine Maßnahme für<br />

jemanden investieren, der aus ihrer Sicht eine günstigere Prognose hat.<br />

Und schließlich <strong>und</strong> allen voran sind die Ärzte aller Fachrichtungen nach<br />

wie vor fleißig im Ausstellen von Berufsunfähigkeitsbescheinigungen <strong>und</strong> der<br />

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