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Personenzentrierte Hilfen zu Arbeit und Beschäftigung

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M. Kurth, G. Lösekrug-Möller, J. Rohde, I. Seifert, P. Weiß, N. Pörksen<br />

doch schon die Zielset<strong>zu</strong>ng völlig verfehlt! Das persönliche Budget soll der-<br />

oder demjenigen, die/der es benutzt, mehr Freiheit, mehr Wahlfreiheit, mehr<br />

Entscheidungsmöglichkeit in die Hand geben. Nicht mehr Restriktion im<br />

Sinne von: Musst sehen, wie du mit weniger Geld besser wirtschaftest. Damit<br />

habe ich echte Probleme.<br />

Das Letzte, was ich in dieser ersten R<strong>und</strong>e sagen möchte: Auch das<br />

SGB IX, das heute hier ebenfalls über den grünen Klee gelobt worden ist,<br />

mag ein w<strong>und</strong>erbar klingendes Gesetz sein. Im »lyrischen« Teil. Um nicht<br />

missverstanden <strong>zu</strong> werden: Ich habe Lyrik gern. Manchmal schreibe ich Gedichte.<br />

Aber ein Gesetz muss von Fakten untersetzt werden. Die fehlen beim<br />

SGB IX. Es hat keine Kraft. Es gibt niemanden, der es durchsetzt. Und wenn<br />

nichts passiert im Sinne von SGB IX, dann passiert nichts. Denjenigen, die es<br />

unterlaufen, geschieht nichts. Das kann nicht sein. Deshalb nur ein Beispiel:<br />

Seit Juli 2001 ist das SGB IX in Kraft. Jetzt haben wir November 2007. Seit<br />

Juli 2001 steht im Gesetz, dass ab Januar 2008 das persönliche Budget eine<br />

Pflichtleistung sein wird. Die Regierung hat ihr eigenes Gesetz aber gar nicht<br />

ernst genommen. Wenn sie es ernst genommen hätte, dann hätte sie spätestens<br />

2005 angefangen, Beratungsstellen auf<strong>zu</strong>bauen, die sagen, wie man mit<br />

dem Persönlichen Budget umgeht, wo man es beantragen kann, wie man es<br />

beantragen kann <strong>und</strong> vor allen Dingen, in welcher Höhe man es bekommt.<br />

Jetzt teilt mir die B<strong>und</strong>esregierung auf Anfrage mit: Ja, wir sind ganz<br />

toll. Ab Januar nächsten Jahres wird es im B<strong>und</strong>eshaushalt für drei Jahre<br />

einen eigenen Titel geben, in dem Geld eingestellt ist, damit Beratungsstellen<br />

aufgebaut werden können, die die Menschen darüber informieren, wie<br />

sie das persönliche Budget handhaben können. Also, wenn ich im Januar<br />

2008 einen Antrag stelle, hab’ ich im Juni oder Juli vielleicht eine Beratungsstelle<br />

aufgebaut, da ist aber die Pflichtleistung schon ein halbes Jahr<br />

in Kraft. Deswegen die Eierei, die hier vorhin die ganze Zeit stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. Niemand konnte sagen, in welcher Höhe man ein Budget bekommt,<br />

niemand konnte – oder wollte? – klare Auskunft darüber geben, dass, wer<br />

nicht »bedürftig« genug ist, nichts bekommt. Wohlgemerkt: Es handelt sich<br />

um »Bedürftigkeit« nach dem SGB IX. Also um Armut. Das finde ich, hat<br />

etwas damit <strong>zu</strong> tun, dass die Regierung ihre eigenen Gesetze nicht ernst<br />

nimmt. Ich finde, das ist nicht in Ordnung. Insofern freue ich mich über<br />

solche Kongresse wie den Ihren <strong>und</strong> hoffe, dass von Ihnen viel Druck nach<br />

Berlin gerichtet wird. Ich bin gerne bereit mit<strong>zu</strong>schieben.<br />

Rohde: Die Jobperspektive ist ja erklärt worden. Ich befürchte aber, dass<br />

die 100 000 Jobs möglicherweise trotz des gut gemeinten Gesetzes in die<br />

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