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I. Literatur

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„ich hatte mir das Alter behaglicher vorgestellt“<br />

270 JÜNGER, ERNST, 1895-1998. 1 L.A.S. (auf die Rückseite einer Photographie geschrieben) und 3 L.S.<br />

mit eigenhändigen Korrekturen. Wilflingen 6.IV.1960-15.VI.1985. 3 Einzelblätter folio, jeweils die<br />

Vorderseiten beschrieben, und die Photographie (24 x 17 cm). Die Photographie mit Stempel Jüngers<br />

am Kopf und Klebeetikette des Fotografen (Rupert Leser) in der Blattmitte. Ein Brief gebräunt.<br />

Briefkopf. (CHF 1’200.00)<br />

An den Theologen Helmut Thielicke (1908-1986), mit Dank für übersandte Bücher, über gemeinsame Freunde<br />

und den Goethepreis.<br />

6.IV.1960: „…Dank für Ihr Trostbüchlein. Es ist für mich, und wohl auch für manchen anderen, zugleich eine Bestätigung.<br />

Ich komme aus Singapur zurück, gedachte dort auch unseres unvergessenen Werner Traber, der uns damals diese schöne<br />

Reise spendete…“<br />

27.I.1962: „… Banines Bekehrung scheint zu halten. Ich überlege, ob ich dafür nicht zum Islam übertreten soll. Zwei Religionen<br />

sollte man haben – eine, die durch strenge Gesetzesfolgung gutes Gewissen und physisches Wohlbehagen schafft,<br />

und eine andere, die dem metaphysischen Menschen volle Freiheit im Modus und in der Rangordnung der Annäherung<br />

lässt, wie die fernöstlichen Universallehren. Aber diese Zweite schafft man sich selbst.<br />

Das Nebeneinander von Qualitäten, das Sie an ‚Strahlungen’ schockiert hat, gehört zu unserer Welt, ihrer Optik, ihrem<br />

Stil. Es kommt ein atomarer Durchschuß in die Kontradiktionen; der Papst erscheint zwischen zwei Bildern der Wochenschau.<br />

Auch ich begrüße, daß es mit Nebel wieder gut geht. Die Entfremdung lag ja weniger an mir als daran, daß er sich für<br />

mich zu stark passioniert hatte. Das bringt immer Gefahr. Spinoza hat darüber einige gute Bemerkungen gemacht – wie<br />

jene, daß die Liebe stärker wird, wenn Haß ihr vorausgegangen ist …“<br />

Die mit Ernst Jünger befreundete, aus Aserbaidschan stammende französische Schriftstellerin Umm-El-Banine<br />

Assadulajew (1905-1992) war zum Katholizismus konvertiert. – Aufgrund einer Kritik Gerhard Nebels<br />

(1903-1974) über „Heliopolis“ kam es zum vorübergehenden Bruch der Freundschaft zwischen den beiden,<br />

der bis 1960 dauerte.<br />

2.I.1983, nachdem Jünger den Goethepreis der Stadt Frankfurt erhalten hatte: „Erst heute finde ich Muße, Ihnen<br />

dafür zu danken, daß Sie im Rückblick auf die Paulskirche als Zensor gewirkt haben. Mir war entgangen, daß dort die<br />

Hochprominenz fehlte, hätte mich nicht die Kritik darauf aufmerksam gemacht. Im überfüllten Saal hatten sich Freunde<br />

versammelt – das ist mir wichtiger als das Protokoll.<br />

In Fällen wie diesem geht es mehr um den Kragen und die Litzen, um einige Pfiffe und hämische Zeitungsartikel – man<br />

kann sich vorstellen, wie es war, als es um den Kopf gegangen ist. Andererseits lernt man Einzelne kennen wie den Frankfurter<br />

Oberbürgermeister Wallmann, der wusste, was seines Amtes war…“<br />

15.VI.1985, auf die Rückseite der Photo geschrieben: „…Der mich betreffende Angriff war mir nicht bekannt; ich<br />

höre die politischen Sendungen nicht, habe auch anderes zu tun. Leider nimmt die Arbeit immer noch zu – ich hatte mir<br />

das Alter behaglicher vorgestellt.<br />

Morgen fliege ich, um mich ein wenig von den Deutschen zu erholen, für drei Wochen nach Zypern. Umstehend Begrüßung<br />

Mitterands vor dem Wilflinger Haus…“<br />

Die Bildseite zeigt Jünger zusammen mit dem französischen Präsidenten Mitterand.<br />

Beilage: Typoskript (Durchschlag) mit Aufzeichnungen von General Hans Speidel (1897-1984) über Ernst Jünger<br />

in Paris und dessen Friedensschrift (Freudenstadt 2.IX.1946. 3 Einzelblätter Folio).<br />

271<br />

„Nur Erdbewegungen können die Ordnung wiederherstellen“<br />

JÜNGER, ERNST, 1895-1998. L.S. Wilflingen 11.IV.1960. 1 Einzelblatt Folio, 1 Seite beschrieben. Mit 1<br />

eigenhändigen Korrektur. Briefkopf. Leicht gebräunt, gelocht. (CHF 750.00)<br />

An den Politiker und Schriftsteller Otto Strasser (1897-1974) in München.<br />

„… Ich habe Ihren Weg in großen Zügen verfolgt, seitdem ich 1933 die Nachricht von Ihrer geglückten Emigration erfuhr.<br />

Als Sie dann in Prag eine Zeitschrift herausgaben, erwähnten Sie einige Male meine Arbeiten. Das war für mich<br />

nicht gerade vorteilhaft…<br />

Wenn Sie meinen, daß ich eine Arbeit wiederaufnehmen möchte, wie ich sie im Anschluß an den sogenannten Versailler<br />

Vertrag in der Standarte, im Widerstand und andern Organen geleistet habe, so unterschätzen Sie den Widerwillen, den<br />

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