I. Literatur
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„die größte Wonne“<br />
449 STORM, THEODOR, 1817-1888. L.A.S. Husum 17.II.1875. 2 S. gr.-8°. Winziger Randausriß.<br />
(CHF 2’400.00)<br />
An den jungen Schriftsteller (Heinrich Seidel) mit Ratschlägen zur literarischen Arbeit.<br />
„... Schicken Sie an Westermann nur eine Novelle. Ist es aber die, welche Rodenberg Ihnen zurücksandte – es sind<br />
gleichzeitig mehreren namhaften Poeten ihre Arbeiten zurückgesandt – so rathe ich Ihnen, eine gute rechte frische Stunde<br />
abzuwarten und dann die Novelle noch einmal tüchtig durchzuarbeiten; namentlich zu streichen, unbarmherzig! Sie<br />
glauben kaum, welch ein Genuß darin liegt, ganze, halbe oder auch viele Seiten wegzuwerfen und zu sehen, wie dadurch<br />
das Wesentliche der Dichtung überall ungeschwächt und kräftig zusammenrückt und hervortritt.<br />
Ueberflüssiges zu streichen ist mir immer hinterher die größte Wonne gewesen ...“<br />
450 STORM, THEODOR, 1817-1888. Eigenhändiges Albumblatt mit Unterschrift. O.O.u.D. 1 S. quer-gr.-8°.<br />
(CHF 1’200.00)<br />
„Dein jung Genoß in Pflichten<br />
Den Schritt nach dir thät richten.<br />
Da kam ein andrer junger Schritt,<br />
Nahm deinen jung Genossen mit.<br />
Sie wandern nach dem Glücke,<br />
Sie schau’n nicht mehr zurücke.“<br />
Aus „Spruch des Alters. 2“.<br />
„il faut finir cette comédie“<br />
451 STRINDBERG, AUGUST, schwedischer Schriftsteller, 1849-1912. L.A.S. in Französisch. Paris 23.V.1895.<br />
1 Doppelblatt 8°, die ersten 3 Seiten beschrieben. Leicht gebräunt. Kleine Einrisse ausgebessert. Von<br />
fremder Hand am Kopf bezeichnet. (CHF 1’500.00)<br />
An Dr. Robert Fuchs in Wien, den Rechtsanwalt seiner zweiten<br />
Frau, mit der in Scheidung liegt. Strindberg drängt ungeduldig<br />
darauf, die Scheidungsformalitäten vorwärts zu treiben.<br />
„Maintenant le moment paraît arrivé où il faut finir cette comédie que<br />
vous fait jouer votre cliente.<br />
Elle demande le divorce et je ne dis pas non. Elle annonçe son arrivé à<br />
Paris chez moi. Elle m’invite à visiter l’enfant qui reste chez elle; j’accepte<br />
parce que la mère m’écrit que l’enfant est rachitique, et quand je<br />
prépare mon voyage elle me lançe une communication de son avocat,<br />
qui me menace avec le divorce. Je suis seulement étonné que ce divorce<br />
n’a pas eu lieu après quatre mois de travail. Et je suis encore plus<br />
étonné que votre cliente en plein procès me déclare dans une dernière<br />
lettre que nous, elle et moi ‚sont faits l’un pour l’autre’ etc, enfin une<br />
lettre qui dit tout le contraire que les lettres qu’elle adresse à vous.<br />
Pardonnez donc si je ne puis plus m’occuper avec cette correspondance<br />
qui me semble plus apte pour l’infinité la plus conjugale que pour la<br />
publicité et que je me permets d’agir d’après conscience et bon sens…“<br />
Strindberg hatte 1893 die zwanzigjährige österreichische Journalistin<br />
Frida Uhl kennen gelernt und einige Monate darauf geheiratet,<br />
1894 wurde die Tochter Kerstin geboren. Bereits im November<br />
1894 trennte sich das Paar; rechtskräftig geschieden<br />
wurde die Ehe erst 1897. Nach der Trennung von Uhl durchlebte<br />
Strindberg eine düstere Phase, die von ihm so genannte ‚Inferno-Krise’.<br />
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