I. Literatur
I. Literatur
I. Literatur
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
der zu mir. Unterhaltung mit gebildeten Männern rechne ich nicht zu den Störungen. Ob ich mit meinem Aufsatz<br />
‚D[ichter] u. D[enker]’ nicht zu weit gegangen bin? Ich gehe immer zu weit. Das liegt von meinem Denk- und Wahrheitsstil.<br />
Ich rede immer in Paradoxen, damit die Wahrheit auch klar sitzt. Die kleinen Einwendungen u.s.w. gebe ich<br />
gerne zu, überlasse sie aber weil leicht zu finden, dem Leser.<br />
Es geht da ein bischen zu wie in den Evangelien. Ein gewisser Jesus z. B. redete auch immer in Paradoxen und ging<br />
immer zu weit. Z. B. das Kamel durchs Nadelöhr u.s.w. Das Paradoxon ist der Accent des Wahrheitseiferers…“.<br />
Im Januarheft 1914 des „Kunstwart“ erschien von Spitteler der Aufsatz „Dichter als Denker“.<br />
Die Briefe sind von Heinrich Riggenbach veröffentlicht worden in: Baselbieter Heimatblätter 61. Jg., Nr. 1,<br />
März 1996, S. 17ff., zusammen mit Gegenbriefen resp. Karten von Jenny.<br />
„bald ist es vielleicht überhaupt genug<br />
mit allem Erzählen bei mir“<br />
441 SPYRI, JOHANNA, schweizerische Jugendschriftstellerin<br />
(„Heidi“), 1827-1901. L.A.S.<br />
„Deine Johanna“. Zürich 8.II.1893. 1 Doppelblatt<br />
8°, alle 4 Seiten eng beschrieben. Am<br />
Kopf von fremder Hand beschriftet.<br />
(CHF 1’200.00)<br />
In zittriger Altersschrift an eine Verwandte, die<br />
Spyri um einen Beitrag für ihr „Jugendblatt“ gebeten<br />
hatte, was sie abschlägig beantwortet:<br />
„…mit allem guten Willen könnte ich zu dem Vorschlag,<br />
in das Jugendblatt zu schreiben, nicht ja sagen,<br />
denn ich weiß ganz bestimmt, daß ich mein Versprechen<br />
nicht halten könnte. Schon in den ‚deutschen Jugendfreund’<br />
sende ich nichts mehr, weil ich nichts habe<br />
u. einem andern Blatt, dem ich unglücklicher Weise<br />
einmal so halb und halb etwas versprochen habe, nur<br />
damit mich der Redaktor endlich in Ruhe lässt, bin ich<br />
nun seit Jahren einen Beitrag schuldig. Ich kann nicht<br />
so drauf los schreiben, eine Erzählung im Jahr ist<br />
Alles, was ich kann und bald ist es vielleicht überhaupt<br />
genug mit allem Erzählen bei mir, ich könnte mich<br />
auch überschreiben, das wäre doch misslich, vorher<br />
aufhören ist doch besser, ich weiß nur nicht, ob man<br />
den rechten Augenblick selbst so recht merkt. Neues<br />
will ich jedenfalls nicht mehr anfangen, ich sage ganz<br />
entschieden nein zu allen solchen neuen Aufforderungen<br />
und muß es wirklich thun …“<br />
Im weitern mit Fragen über Verwandte, die Reisepläne<br />
ihrer Korrespondentin, etc.<br />
442 SPYRI, JOHANNA, 1827-1901. Eigenhändiges Albumblatt mit Unterschrift „Johanna Spyri“. Zürich<br />
1894. 1 Einzelblatt klein-quer-8°, die Vorderseite beschrieben. Abgerundete Ecken, Goldschnitt.<br />
Etwas lichtrandig und fleckig. (CHF 250.00)<br />
„Es gibt doch kein so tiefes Dunkel,<br />
das nicht ein Stern durchbricht.“<br />
215