I. Literatur
I. Literatur
I. Literatur
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„nicht als Schriftsteller jüdischen Blutes – und auch nicht überhaupt“<br />
398 ROTH, JOSEPH, 1894-1939. L.A.S. Paris 22.VII.1933. 1 Doppelblatt kl.-4°, 1 Seite beschrieben. Briefkopf<br />
des Hotel Foyot. Kleiner Wasserfleck. Gelocht. (CHF 2’800.00)<br />
An die Schriftstellerin und Übersetzerin Antonina Vallentin-Luchaire (1893-1957).<br />
„Herr Piha von den Cahiers Juifs schreibt mir: 1.) daß er einen Artikel von mir bis zum 13. August wünscht; 2.) daß Sie<br />
die grosse Liebe haben würden, über mich zu schreiben.<br />
Ich danke Ihnen sehr, sehr herzlich.<br />
Ich habe dem Herrn geschrieben, daß ich einen gewissenhaften Artikel vor dem 16-20 August nicht geben kann.<br />
Einen flüchtigen aber darf man nicht schreiben, als Jude nicht und nicht als Schriftsteller jüdischen Blutes – und auch<br />
nicht überhaupt …“<br />
Joseph Roth verließ Österreich am 30. Januar 1933, am Tag vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, und<br />
ging nach Paris ins Exil.<br />
Die aus Lemberg stammende Antonina Vallentin zog 1929 nach Paris und heiratete den französischen Publizisten<br />
und Politiker Julien Luchaire; sie arbeitete als <strong>Literatur</strong>agentin und Übersetzerin.<br />
„leur séxe est plus porté à la dévotion“<br />
399 ROUSSEAU, JEAN-JACQUES, in Genf geborener Schriftsteller, Philosoph, Komponist und Pädagoge,<br />
einer der Wegbereiter der französischen Revolution, 1712-1778. Eigenhändiges Manuskript.<br />
O.O.u.D. 3 Einzelblätter 4°, alle 6 Seiten halbspaltig beschrieben. Die Ränder schwach gebräunt.<br />
(CHF 4’800.00)<br />
194<br />
Ein für Louise Marie Madeleine Dupin (1706-1799) erstelltes Exzerpt aus dem zweiten Teil des ‚Testament Politique’<br />
des Cardinal de Richelieu, vornehmlich über den Charakter der Frauen und ihre naturgegebene Unfähigkeit<br />
zum Staatsdienst. Rousseau gibt nicht allein Richelieus Standpunkt wieder, sondern kommentiert<br />
aus seiner Sicht heraus.<br />
So gibt er zu Beginn Richelieu wieder:<br />
„Après avoir blâmé l’hypocrisie, il dit, beaucoup<br />
d’esprit dont la foiblesse est équipollente<br />
à la malice se servent quelquefois de ce genre<br />
de ruses d’autant plus ordinaire aux<br />
f[emmes] que leur séxe est plus porté à la dévotion,<br />
et que le peu de force dont il est accompagné<br />
les rend plus capables de tels déguisemens<br />
qui supposent moins de solidité que de<br />
finesse.“<br />
Und dies kommentiert Rousseau dann so<br />
: „Molière étoit en morale un aussi bon politique<br />
pour le moins que le C[ardin]al Richelieu.<br />
Il a démasqué et corrigé certains vices, et<br />
il a trouvé l’original de son Tartuffe chez les<br />
h[ommes]. Selon ce passage il auroit dû le<br />
prendre chez les f[emmes].“<br />
Richelieu kommt dann zu seinem Hauptpunkt,<br />
daß die natürlichen Anlagen der<br />
Frau dem Staatsdienst entgegenstehen:<br />
„Après avoir parlé de ce qui convient selon les<br />
différens cas; de là vient, dit il, que les<br />
f[emmes], paresseuses et peu secrettes de leur<br />
nature sont si peu propres au gouvernement<br />
que si on considère encore qu’elles sont fort<br />
sujettes à leurs passions, et par consequent<br />
peu susceptibles de raison et de justice; ce seul<br />
principe les exclue de touttes administrations<br />
publiques.“ Rousseau meint dazu, daß es