I. Literatur
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… Mich dünkt, die Auffindung des alten germanischen Kriegers im Torfmoor geschah in Gröningen oder Friesland, und<br />
da könnte er eher ein Chauke gewesen sein. Allzu sehr ist indeß allen solchen Angaben oder Vermuthungen nicht zu trauen,<br />
solage nicht ein tüchtiger Gewährsmann dabei zu nennen ist. Ich will sorgfältige Erkundigungen einziehen ...<br />
Schon wieder ist ein Buch wider Schelling erschienen, diesmal von keinem Hegelianer, sondern von einem seiner eigenen<br />
Schüler, Dr. Kapp in Heidelberg, den er früher abscheulich misshandelt hat. Seit Fichte’s ‚Leben und Meinungen Nicolai’s’<br />
haben wir kein solches Todtschlagebuch mehr gesehen. Schelling wird als Plagiarius, Lügner, Verläumder, weltkluger<br />
Intrigant dargestellt, der sein großes Talent in sophistischen und selbstsüchtigen Bestrebungen aufgezehrt und jetzt<br />
mit den Pfaffen und Frömmlern in lügenhaften Bund getreten ist. Die Anklagen sind mit gründlichen Erörterungen und<br />
zahlreichen Belegen, so daß ich nicht sehe, wie Schelling sich vertheidigen und herausziehen kann. Denken Sie nicht, daß<br />
dieses eine bloße Gelehrtenstreitigkeit ist, an welcher die übrige Welt keinen Antheil zu nehmen braucht; nein, es ist eine<br />
Sache von größter Wichtigkeit, die tief in unser wissenschaftliches, religiöses, politisches und sogar gesellschaftliches<br />
Leben eingreift. Es handelt sich darum, ob in allen diesen Beziehungen falsche Autorität, Unwahrheit und Unsitte gelten<br />
soll. Es ist leider wahr, daß in dem ganzen Zusammenhange der sogenannten romantischen Schule, zu der auch<br />
Schelling litterarisch und persönlich gehört, große Massen von Unsittlichkeit, Heuchelei, schlechter Verabredung und<br />
Partheiung zu Ehren gekommen sind; von denen Fichte, Goethe, Schiller und Hegel sich frei gehalten haben…“<br />
Das ‚ Todtschlagebuch’: Christian Kapp ‚Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: ein Beitrag zur Geschichte des<br />
Tages von einem vieljährigen Beobachter’, Leipzig, 1843. Der Zeitpunkt der Erscheinung hängt vermutlich<br />
mit Schellings Berufung auf den Lehrstuhl Hegels in Berlin zusammen.<br />
Die genannten Neuerscheinungen sind Bettina von Arnims „Dies Buch gehört dem König“, das aus fiktiven<br />
Dialogen zwischen der Mutter Goethes und der Mutter des preußischen Königs besteht. Der dritte Teil von<br />
Johann Peter Eckermanns „Gesprächen mit Goethe“ erschien erst 1848, Humboldts „Kosmos. Entwurf einer<br />
physischen Weltbeschreibung“ erst 1845.<br />
470<br />
Varnhagen als Autographensammler<br />
VARNHAGEN VON ENSE, KARL AUGUST, 1785-1858. L.A.S. „Varnhagen von Ense. / Königl. Geh. Legat.<br />
Rath. / Mauerstraße 36.“ Berlin 13.X.1846. 2 S. 8°. Mit Bearbeitungsspuren. (CHF 400.00)<br />
An den Buchhändler Theodor Oswald Weigel in Leipzig, mit Geboten auf Autographen von Conring, Guerikke,<br />
Jung-Stilling, Naubert und Spener. – T.O. Weigel hatte 1843 erstmalig in Deutschland eine Autographen -<br />
auktion abgehalten, der bis 1855 weitere folgten.<br />
„Ew. Wohlgebohren / bin ich so frei mit einigen, freilich für jetzt nur wenig erheblichen Aufträgen ergebenst anzugehen,<br />
in Betreff der Autographen, welche am 4. November ... zur Versteigerung kommen sollen ...<br />
Ohne eigne Ansicht der Blätter ist es überaus schwierig, einen Preis für solche zu bestimmen, da der Werth so sehr verschieden<br />
ausfallen muß, je nach der äußern Beschaffenheit und nach dem Inhalte. Die drei ersten Nummern sind nur als<br />
Stammbuchblätter bezeichnet, und da wird der Werth um so ungewisser. Ich will daher im Allgemeinen für jedes der bezeichneten<br />
fünf Blätter den Preis von Einem Thaler bestimmen ...“<br />
471 VARNHAGEN VON ENSE, KARL AUGUST, 1785-1858. 2 L.A.S. Berlin 5. und 21.IV.1847. Zusammen 5 S.<br />
gr.-8°. Minimale Läsuren. (CHF 600.00)<br />
An den Schriftsteller August Kahlert in Breslau, der eine Biographie des dortigen Lustspieldichters und Theaterdirektors<br />
Karl Schall schreiben wollte. Varnhagen rät ihm, die „Galerie der Angebeteten in Schall’s Leben“, zu<br />
denen er auch Rahel und deren Schwägerin, die „schöne Friederike Robert“ rechnet, nicht zu vernachlässigen.<br />
5.IV.1847. „... Die größte Schwierigkeit, dünkt mich, ist das rechte Maß zu finden, daß in dem lustigen, leichtsinnigen<br />
Lebemann nicht der würdige und tiefe Ernst, in diesem wiederum die Fallstaff’sche Erscheinung nicht verloren gehe; die<br />
Mischung so widerstreitender Bestandtheile ist einmal Schall’s Wesenheit ...<br />
Sogleich nach Empfang Ihrer ... Zuschrift habe ich meine Papiere nachgesehen, und einige Blätter gefunden ... Die beiden<br />
frühen Briefe an Rahel dürften des Druckes gewiß werth sein ...<br />
Sie sammeln Autographen; ich ebenfalls, doch nur seit einigen Jahren, nachdem ich bis dahin alles derartige willig weggegeben,<br />
und hundert ergiebige Gelegenheiten gänzlich versäumt hatte! Ich besitze vielleicht einige Blätter, die Ihnen angenehm<br />
wären, und dürfte andere von Ihnen hoffen. Ist Ihnen mit Maupertuis, Vattel, de Catt (Vorleser Friedrichs des<br />
Großen) gedient? Können Sie mir Fülleborn, Manso, Kayßler und Schummel geben? – ...“<br />
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