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I. Literatur

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507 ZWEIG, STEFAN, 1881-1942. L.A.S. Salzburg (1931). 2 S. quer-gr.-8°. Auf seinem monogrammierten<br />

Briefpapier. Winziger Randeinriß. (CHF 800.00)<br />

Vermutlich an seinen Freund Emil Lucka über dessen neuen Roman „Der blutende Berg“.<br />

„... ich danke Dir innig für Deinen Roman, den ich als Leser mit Spannung, als Freund mit Liebe las: wie schön tritt die<br />

Landschaft hinter den Menschen vor und wie sehr bemühst Du Dich, gerecht zu sein. Ob nicht aber, was rein gemeint<br />

war, für Nationalisten, die ja nur Schwarz oder Weiss sehen, ein guter Anlass sein wird, kann ich nicht überschauen und<br />

im Grund bleibt es ja gleichgiltig: wir können nicht über jedes einzelne Werk die Hand halten und ihm Commentare auspendeln,<br />

so habe ichs gemeint und so nicht – wir geben das Brot und könnens nicht hindern, dass einer es mit reinen, der<br />

andere mit schmutzigen Händen anpackt. Sprachlich ist das Stück ausserordentlich ...<br />

An Deinen Michelangelo denke ich oft. Es ist ein grosses Buch und man war dagegen nicht gerecht ...“<br />

„ein pathologischer Genius“<br />

508 ZWEIG, STEFAN, 1881-1942. L.S. Salzburg 21.III.1932. 1 3/4 S. gr.-4°. Mit seinem gedruckten Monogramm<br />

am Kopf und einem ebenfalls monogrammierten Umschlag. (CHF 1’500.00)<br />

An Alexander Herenguer in Cardo (Korsika), der wohl an einer Biographie Bettina von Arnims arbeitete, über<br />

eine „Geschichte mit Bettina“: 1930 habe man ihm ein „eigenhändiges“ Gedicht Beethovens an Bettina von Arnim<br />

angeboten.<br />

„... es waren seine Züge ... und doch, und doch, etwas wollte mir, der ich die Schrift Beethovens gut im Gedächtnis hatte,<br />

daran nicht stimmen. Der Händler sah mein Zögern und sagte mir; ‘Sie brauchen kein Bedenken zu haben, das Blatt<br />

kommt direkt von Beethoven her und ist nie in fremde Hände gekommen; Beethoven hat es an Bettina geschickt (–) Bettina<br />

hat es Josef Joachim geschenkt und von der Familie Joachim habe ich es direkt erworben ...’ Ich nahm das Blatt nach<br />

Wien mit, zeigte es Frimmel, dem ersten Kenner, der mir an der Hand seiner Beethovenschriftzeichentabellen nachwies,<br />

dass es eine sehr geschickte und raffinierte Fälschung ... sei und da der Lauf des Stückes ganz klar ist, kann die Fälschung<br />

von niemand anderem stammen als von Bettina, die zuerst an einer versteckten Stelle das Gedicht lanzierte (in dem sie<br />

Beethoven auf zarte Weise seine Neigung zu ihr gestehen liess) und dann um ein Beweismoment zu haben, das Autograf<br />

fälschte. Das Autograf ist dann niemals mehr zum Vorschein gekommen, nachdem es der Händler sofort an die Familie<br />

Joachim zurückgab.<br />

Sie sehen also, wie verwegen diese Frau war und wie sie gewaltsam als echte Hysterikerin alle grossen Männer der Geschichte<br />

in sie verliebt gelten lassen wollte ... Es wird ungeheuer wichtig sein, dass Sie einmal das Pathologische dieses<br />

Typus darstellen ohne zu vergessen allerdings, dass es ein pathologischer Genius war, denn der Instinkt dieser Frau für<br />

alle grossen Männer ist wirklich phänomenal. Sie hat Hölderlin, Novalis und alle Wesentlichen früher verstanden als die<br />

andern und verdient schon eine gleichzeitig genaue wie gerechte Würdigung ...“<br />

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