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I. Literatur

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mit Zionisten verkehrt, um für den Gedanken einer Neubesiedelung dieses Landes durch die jüdische Rasse Verständnis<br />

gewonnen zu haben. Rein ideell würde es, glaube ich, für die gesamte Judenheit der Welt viel bedeuten, wenn sie hinter<br />

sich in ihrer historischen und mythischen Heimat einen solchen nationalen und kulturellen Rückhalt wüsste, wie ihn der<br />

Zionismus dort zu schaffen beabsichtigt. Eine Lösung der Frage für die sechzehn Millionen in der Welt zerstreut lebenden<br />

Juden ist das aber nicht, und eine einheitliche Lösung zu finden, die für jeden der vielfachen Typen in aller Welt passt,<br />

wird unmöglich sein. Die Wünsche, Bedürfnisse und Notwendigkeiten sind da zu verschieden, und sowohl Anpassung<br />

und Absorption, wie auch religiöse und rassenmässige Selbstbewahrung werden nebeneinander hergehen. Ich sollte denken,<br />

dass gerade in Anbetracht der religionsgeschichtlichen Tatsache, dass die unsere Kultur bestimmende Religion, das<br />

Christentum, eine Frucht des Judentums ist, die Möglichkeit durchaus einleuchtet, dass der europäische und amerikanische<br />

Jude auch unter voller Wahrung seiner Glaubensüberlieferung ein im Uebrigen durchaus angepasster Bürger seines<br />

Landes sein kann. Für meine Person würde ich dieses Ergebnis, das Treue und Anpassung vereinigt, für das glücklichere<br />

halten …“<br />

Mann hatte Palästina 1925 und 1930 bereist; er arbeitete damals an seiner Joseph-Tetralogie. – Am 17. Oktober<br />

1930 hielt Mann seine berühmte „Deutsche Ansprache“, in der er den Nationalsozialismus in nüchterner Unumwundenheit<br />

anklagte. Ebenfalls 1930 hatten die Manns mit dem Preisgeld des Nobelpreises das Sommerhaus<br />

in Nidden erstanden.<br />

Der Brief ist nicht repertoriert in: Regesten und Register, Band I: Die Briefe von 1889-1933. Frankfurt a. Main, 1976.<br />

330 MANN, THOMAS, 1875-1955. Brief (der Rundfunk-Werbefirma Warwick & Legler) mit eigenhändigem<br />

Vermerk und Namenszug Thomas Manns, New York 18.VII.1944, 1 2/3 S. gr.-4°. (CHF 800.00)<br />

An seinen Verleger Alfred A. Knopf in New York.<br />

Warwick & Legler lassen anfragen, ob Thomas Mann seinen Namen für eine Werbung der Tabak- und Zigarettenfirma<br />

Edgeworth, im Rahmen der Guy Lombardo radio show of ‘Musical Autographs’, zur Verfügung<br />

stellen wolle. Mann bestätigt mit seiner Unterschrift, ein „Edgeworth smoker“ zu sein, und nennt als Lieblings -<br />

schlager „‘Don’t put your daughter on the stage’ by Noel Coward“.<br />

Angeheftet 2 Durchschläge von Briefen Carolyn Staggs (beide o.O. 8.VIII.1944); zum einen mit einer Absage<br />

an Warwick & Leglar und zum anderen an Thomas Mann, dem sie von der Werbung abrät und vom Erfolg<br />

einer Wohltätigkeitsversteigerung berichtet: „... Only this morning I have had word on something which I am sure<br />

will please you. The copy of JOSEPH AND HIS BROTHERS which you inscribed and sent to the Bond Rally at Westport,<br />

Connecticut was auctioned off ... for the sum of $ 20,000. That was the largest offer made for a single copy of a<br />

book ...“<br />

Beiliegend eine L.S. von Thomas Mann, dem ebenfalls Zweifel gekommen waren, an Carolyn Stagg: „... I am<br />

sending you herewith the letter of Mr. Leglar with my signature, but I am rather doubtful, whether we should make use<br />

of it. I would like you to do so only in the case that Alfred Knopf thinks such a kind of advertisement really helpful and<br />

does not see any objection against it ...“ (Pacific Palisades 31.VII.1944).<br />

„ein Armutszeugnis“<br />

331 MANN, THOMAS, 1875-1955. L.A.S. Erlenbach-Zürich 24.VI.1953. 2 S. gr.-8°. Rechter Rand etwas beschädigt<br />

(Klebefilm-Spur). (CHF 1’200.00)<br />

162<br />

An einen Herrn („Rosenheim“), der ihm ein Gedicht übersandt hatte.<br />

„... Ihr Poem gäbe ich Ihnen am liebsten stillschweigend zurück. Es mag sein, dass ich zuviel zu lesen habe, und dass<br />

meine Receptionsfähigkeit darunter leidet. Aber ich habe an dem Vorgelegten nicht viel Freude gehabt. Die Zeit-Kritik<br />

darin ist vollauf berechtigt. Aber sie ist sehr oft geübt worden und wird hier nicht mit besonderer Kunst geübt. Gerade<br />

las ich einen guten Aufsatz von Anni Carlsson: ‘Der Schlußstrich, den die Lyriker und Kritiker unserer Epoche heute<br />

unter die Verskunst eines Jahrtausends ziehen zu können glauben mit der Begründung, dass der Poet nunmehr die veraltete<br />

Zwangsjacke des Reimes abgeworfen habe, um in freien Vers- und reimlosen Rhytmen unerforschte Wege zu<br />

beschreiben, läuft praktisch auf ein Armutszeugnis hinaus. Denn mit Vers, Reim, Strophe, ihrer Melodik und ihren subtilen<br />

Bewegungsgesetzen erhält das Gedicht nun einmal eine Dimension mehr, ein Plus an geprägter Form, an Klang,<br />

an Kunst. Keine Umwertung vonseiten derer, die diese Kunst nicht mehr beherrschen, kann an der Tatsache etwas ändern.’<br />

– Das ist mir ganz aus dem Herzen gesprochen.<br />

Sachlich sympathisch war mir die Zusammenstellung Russlands und Amerikas, die in der Tat viel mehr Gemeinsamkeiten<br />

haben, als sie selber wissen ...“

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