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I. Literatur

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„Wir haben hier den verpönten Versuch unternommen, das Problem des Gottesglaubens aus dem Reich der Religion in<br />

das Gebiet allgemein menschlicher Betrachtung zu tragen. Die streng wissenschaftlich Gesinnten werden die zwingende<br />

Schlüssigkeit vermissen, die sie von einer Deduktion fordern. Die streng Gläubigen werden den Hinweis auf den dogmatischen<br />

Bau der Religion entbehren, in dem für sie alles in Ewigkeit geordnet und gefestigt ist. Einige dürften sich darüber<br />

aufhalten, daß die Aesthetik, das Prinzip des Wohlgefallens, angerufen wurde, um zwischen der gotterfüllten und<br />

gottlosen Welt zu entscheiden, wie zwischen zwei Gläsern gleichwertigen Weins … Es kann nach unseren Ausführungen<br />

kein Zweifel mehr darüber herrschen, daß die Wahl der gotterfüllten Welt einen differenzierteren, werthaltigeren,<br />

‚geschmackvolleren’ Geist voraussetzt als die Wahl der gottlosen Welt…<br />

Nun herrscht freilich unter den Geistigen heutzutage eine merkwürdige Feigheit, die sehr viele daran hindert, der größten<br />

Frage dieses Lebens offen ins Auge zu sehn. Die Gründe für diese Feigheit haben wir mehrfach angeführt. Zu dem<br />

Irrglauben, die wahre Wissenschaft maße sich eine Entscheidung an, trifft eine unbewusste Verwechslung der Gottesidee<br />

nicht einmal mit der tatsächlichen sondern mit einem politischen Zerrbild der Priesterschaft, wie es die Jahrhunderte der<br />

Aufklärung und des Freisinns in die Seelen gepresst haben. So lächerlich es klingt, für sehr viele kluge und aufgeschlossene<br />

Leute erweckt der Name Gottes und der Gedanke einer geistigen Überwelt die fürchterlichen Assoziationen: Finsteres<br />

Mittelalter! Inquisition! Folterkammer! Galilei! Progrom! Absurder Märchenglaube. – Hier warten große Aufgaben<br />

für eine Psychologie der Völker, Klassen und Generationen. Ehe die analytische Psychologie darangeht, mit ihrem Messer<br />

den menschlichen Gottesbegriff zu sezieren, müsste sie aufrichtigerweise untersuchen, welche dunkle Rachsucht ihr<br />

dieses Messer schleift.<br />

Es ist hoch an der Zeit, daß der geistig wache Mensch erkenne: Ich darf mich der letzten Frage nicht entziehen, ohne auf<br />

Erden ein feiger Schwächling zu bleiben, der keinen festen Stand hat …“<br />

Unter dem Titel „Können wir ohne Gottesglauben leben“ erschien 1932 bei Zsolnay ein Band mit Reden und<br />

kleinen Schriften.<br />

„Mahlers Musik darf in W. nicht aufgeführt werden. Werfels Bücher nicht gelesen!“<br />

489 – WERFEL,ALMA MAHLER-, geborene Schindler, in erster Ehe mit Gustav Mahler, in zweiter mit Walter<br />

Gropius und in dritter mit Franz Werfel verheiratet, 1879-1964. 3 L.A.S. Düsseldorf, Wien und<br />

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