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I. Literatur

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gestaltet haben, sondern auch dort, wo Ihnen, ohne Ihr Wissen wahrscheinlich, die Gestaltung glänzend gelungen ist.<br />

Ich bin auch ein Klugscheißer. Aber ich verberge es. Erst, wenn man den Nobelpreis hat, darf man sich erlauben, sein Tagebuch<br />

zu veröffentlichen … Der größte Fehler: die letzte Szene zu sehr deutlich. (Angst, wahrscheinlich, vor dem Unverständnis<br />

des Lesers.)<br />

3.) Die Vorzüge Ihres Romans sind zugleich seine Mängel. Das beweist mir, daß Sie ein wahrer Dichter sind. Ich bin also<br />

nicht voreingenommen – und mich beruhigte dieses Bewußtsein. Der Dowidal ist unvergeßlich! Unvergeßlich die Szene<br />

mit den Rabitzwänden. Die mit Waisels erstem Eintritt. Die mit der Mutter. Unvergeßlich. Die Ehe Waisels! Unvergesslich!<br />

4.) Glänzend die Sprache, bis auf die sehr abstrakten Bemerkungen. Im Roman hat nichts Abstraktes vorzukommen.<br />

überlassen sie das Thomas Mann! Sie haben selbst zu viel konkrete Anschauungsfähigkeit. Nun noch private ‚Eizes’:<br />

a.)Lesen Sie mehr ganz große ewige Sachen, als wie: Shakespeare, Balzac, Flaubert!<br />

b.)Kein Gide! Kein Proust! Auch nichts ähnliches!<br />

c.)Die Bibel. Homer.<br />

d.)Misstrauen Sie nicht allzu sehr dem ‚Leser’!<br />

e.)Versuchen Sie, Sich vom Journalismus innerlich fernzuhalten.<br />

f.)Kein Interesse für Tages-Vorgänge. Sie sind fälschend. Sie fälschen das Menschliche.<br />

g.)Sie haben so viel Einahmen – Gott sei Dank! – daß Sie nicht Neben-Feuilletons schreiben<br />

sollen! Scheißen Sie darauf. Es bringt höchstens einen Hut für die Frau und ein Kleid für die<br />

Freundin.<br />

Entschuldigen, verzeihen Sie diese Besserwisserei, den Ton und was Sie sonst stört.<br />

Horchen Sie, wenn Sie hören, auf die absolute Aufrichtigkeit meiner Worte…“<br />

Hans Natonek zog das Buch kurz nach der Veröffentlichung zurück, nicht wegen Roths Kritik, sondern weil<br />

der Schriftsteller Richard Katz sich in der Figur eines skrupellosen Journalisten zu erkennen glaubte und<br />

Natonek einen Prozess fürchte.<br />

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