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I. Literatur

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Wer fühlt nicht hohe an menschlicher Idiotität gräntzende Hundheit in der Krümmung bey a. An Lage wie nach der Erde,<br />

an Bedeutung wie nach dem Himmel. Liebe, Herzens-Wonne Natur, wenn du dereinst dein Meisterstück mit einem<br />

Schwantz ziren willst, so erhöre die Bitte deines bis zur Schwärmerey warmen Dieners, und verleihe ihm einen wie B.<br />

Dieser Schwantz gehörte Heinrich des VIII ten Leibhund zu. Er hieß Cäsar, und war Cäsar. Auf seinem Halsband stand<br />

das Motto: aut casar, aut nihil, mit goldenen Buchstaben, und in seinen Augen eben dasselbe weit leserlicher mit Feuer.<br />

Seinen Tod verursachte ein Kampf mit einem Löwen, doch starb der Löwe 5 Minuten eher als Cäsar. Als man ihm zurief<br />

Marx der Löwe ist tod, so wedelte er dreymal mit diesem verewigten Schwantze, und starb als ein gerochener Held. / molliter<br />

ossa quiescant!“<br />

Hier folgt die dritte Federzeichnung, die die beiden Schwänze in Cameo-Form vereinigt.<br />

Darunter die Echtheitsbestätigung von Lichtenbergs Schülers Friedrich Kries (1768–1849): „Daß Vorstehendes<br />

des Götting. Lichtenbergs eigene Handschrift ist, kann ich bezeugen. Gotha den 16t Januar 1847.<br />

Fr. Kries.“<br />

Lichtenbergs Göttinger Kollege, der Arzt Ernst Gottfried Baldinger (1738-1804), ließ die Satire 1783 ohne Wissen<br />

Lichtenbergs im ‚Neuen Magazin für Ärzte’ (Band 5) veröffentlichen. Das Manuskript weist Abweichungen<br />

zum Druck auf. Auch fehlt im Druck die hübsche Cameo-Vignette am Schluß des Manuskripts.<br />

Beiliegt der Separatabzug des Erstdrucks, zusammengebunden mit zwei Lichtenberg betreffenden Nummern<br />

des ‚Morgenblatts für gebildete Stände’ von 1807. Halblederband von ca. 1870 mit goldgeprägtem Rückenschildchen,<br />

mit dem Exlibris Eduard Grisebach auf dem Innendeckel.<br />

312<br />

„Wer gibt mir sonst Geld?“<br />

LILIENCRON, DETLEV FREIHERR VON, 1844-1909. L.A.S. Alt-Rahlstedt 7.XI.1905. 3 S. gr.-8° (die 4. Seite<br />

von fremder Hand beschriftet). Leicht gebräunt. (CHF 250.00)<br />

An seinen Freund und späteren Biographen Heinrich Spiero über die Last seiner Vortragsreisen, zu denen er<br />

gezwungen sei, um seine Familie zu ernähren.<br />

„... Gestern kam ich von einer 21. Vorlesereise zurück u. fand 89 Briefe ... Es kommen Zeiten, wo ich über 100 Briefe usw.<br />

täglich bekomme. Na also. Hast Du oder weißt Du einen Platz für mich in einer Idioten-Anstalt? ...“ Einen geplanten<br />

Besuch müsse er absagen.<br />

„... Zu diesen Vorlesereisen bin ich gezwungen: Um meine Familie zu ernähren. Wer gibt mir sonst Geld? Keiner. Na,<br />

also! Wenns auch nur, wie in Münster, 150 M. sind, von denen ich nach Abzug der Reise ... 50-60 nach Hause bringe.<br />

Was habe ich eigentlich vom Dichter? Nichts als die schändlichsten Ekelhaftigkeiten (den ganzen Tag Briefe schreiben<br />

p.p.) Ich wollt, ich säß im Idiotenhaus! und sagt nur noch: Lalalalalalala ...“<br />

Beiliegend ein eigenhändiges Dankes-Billet mit Unterschrift (Alt-Rahlstedt 1901, mit Umschlag; montiert).<br />

313 LILIENCRON, DETLEV FREIHERR VON, 1844-1909. Eigenhändiges Gedicht mit Unterschrift. Alt-Rahlstedt<br />

19.II.1907. 2 S. 4°. Leicht lichtrandig. (CHF 450.00)<br />

„Jedem Menschen hat das Leben,<br />

Hat des Schicksals Wahl und Weben,<br />

Eh ers spürt, sich schon bejaht.<br />

Jeder Mensch wehrt sich vergebens,<br />

Da das Schicksal seines Lebens<br />

Schon in seiner Wiege ruht.<br />

Jeder Mensch, eh noch geboren,<br />

Ist dem Schicksal schon verloren,<br />

Das ihm folgt im Sturmgewirr ...“<br />

Es folgen zwei weitere Strophen.<br />

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