I. Literatur
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24* BENN, GOTTFRIED, 1886-1956. L.A.S. "G. B." (Berlin) 12.VII.1933. 4 1/2 S. 8° und kl.-8°. Mit eigenhändig<br />
adressiertem Umschlag (etwas defekt). - Dazu 3 Widmungsexemplare. (CHF 3'000.00)<br />
An die Journalistin Käthe von Porada, Feuilleton-Korrespondentin der "Frankfurter Zeitung" in Paris, die den<br />
Auftrag erhalten hatte, Benns politische Haltung zu erkunden. Nach ihrem ersten Zusammentreffen in Berlin<br />
fühlte sich Benn ihr "merkwürdig verbunden" und überschüttete sie mit Briefen.<br />
„Liebe, / wollen Sie bitte den Brief an Jolas nicht anderen Leuten zeigen. Sie selber können ihn natürlich haben, es wird<br />
mir sympathisch sein, ihn bei Ihnen zu wissen. Wollen Sie bitte ganz allgemein, niemanden aufklären über mich. Mir<br />
liegt so absolut nichts dran. Über Dinge u Sachen sollen Sie natürlich aufklären, wenn Sie es mögen. Ich lebe so vollkommen<br />
isoliert u. für mich, mir ist es ganz gleich, was man von mir hält, lassen Sie mich Ihre private Beziehung sein, das<br />
wird mich beglücken.<br />
Vielen Dank für den Katalog über die Schule. Ich meine seit Langem, dass nur die Architektur den modernen Raum enthält<br />
u. das neue Zeitgefühl. Nur sie entwickelt eigentlich einen durchgehenden Stil, etwas Überindividuelles. So auch<br />
hier. Nur ist sie natürlich rein bürgerlich-genusssüchtig, selbst wenn sie eine Karl Marx Schule entwirft u. den tragischen<br />
Akzent einer bestimmten Religion übernehmen will ... Es fehlt in dieser ville juif der Tempel, der allein dem Stil<br />
Tiefe, der Bauart Anthropologie verliehe. Dieser Bau wird aufgeführt wie eine Revue: 40000 Kubikmeter Erde werden bearbeitet,<br />
die elektrische Leitung ist 5 km Gussstahlröhren u. 12 km Drähte, 240000 Mauersteine bilden eine Wand - nun<br />
ist der Prospekt fertig u. die Firmen können inserieren. Das ist die Hauptsache. Und die Kinder, die hier herangesonnt,<br />
gesportelt, geduscht werden, sind u. werden die gleichen marxistisch-opportunistischen Pöbelwesen, mit denen die<br />
Menschheit bereits übervölkert ist. Vom Tempel müsste man ausgehn, von Kultur, sonst bleibt die Architektur doch<br />
immer wohl nur zweitrangig. Niedlich, ausdrucksreich, belebend, aber zweitrangig ...“<br />
Dazu 3 Widmungsexemplare Benns an Käthe von Porada:<br />
I) "Gesammelte Gedichte". Berlin, Die Schmiede 1927. 188 S. Gr.-8°. Leinenband mit Schutzumschlag. - Erste<br />
Ausgabe (WG² 15). - Auf dem Vorsatzblatt die Widmung: "'- in keinem Wort, in keinem Walten ist etwas, wo dein<br />
Dunkel ruht -' / (S. 188) / Frau Käthe von Porada in aufrichtiger Verehrung. / Gottfried Benn / 3/7. 33."<br />
II) "Altern als Problem für Künstler". Wiesbaden, Limes 1954. 46 S. Gr.-8°. Orig.-Broschur. - Erste Ausgabe<br />
(WG² 46). - Auf dem Vorsatzblatt die Widmung: "Kleiner Gruss an [sic] fernem Land an Madame Käte von Porada!<br />
/ Gottfried Benn / Berlin / VI/54".<br />
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