I. Literatur
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„In verathmendes Entzücken<br />
Klingt des Tages Chorlied aus;<br />
Meine Sehnsucht baut sich Brücken<br />
In die blaue Nacht hinaus.<br />
Und sie lenkt auf monderhellter<br />
Spur wie eine Königin<br />
Ihren goldbezäumten Zelter<br />
Zu dem Thor der Träume hin.“<br />
„Meine Arbeit indessen fängt dort an, wo alle Partei aufhört“<br />
Gedruckt in: Sämtliche Werke, Jugendgedichte. Insel-<br />
Verlag, 1955, S. 441.<br />
376 RILKE, RAINER MARIA, 1875-1926. L.A.S. „Rainer Maria Rilke“. Meudon 20.XI.1905. 1 Doppelblatt kl.-<br />
4°, die ersten 3 Seiten beschrieben. Briefkopf der ‚Villa des Brillants’. Gelocht. (CHF 2’500.00)<br />
184<br />
An den Schriftsteller Fritz Gansberg (1871-1950), der Rilke um Texte für seine neu-gegründete reformpädagogische<br />
Zeitschrift ‚Roland’ gebeten hatte. Rilke lehnt ab, da die Zeitschrift nicht seinem Werk entspräche:<br />
„… Meine Arbeit indessen fängt dort an, wo alle Partei aufhört und geht, wie alles künstlerische Formen, in Verwandlungen<br />
vor sich, die das Stoffliche in Nicht-mehr-benanntes steigern; diese künstlerischen Metamorphosen sind nicht<br />
mehr Kampf, auch nicht für die beste der Ideen, und sind daher nicht am Platze, wenn sie in einem Blatt stehen, das etwas<br />
Bestimmtes ‚will’. Und ‚Erfahrungen’, ‚Dokumente’ vermag ich Ihnen nicht zu geben, weil sie für mich Roh-Material<br />
sind … Sie werden das verstehen. Künstlerische Arbeit ist, in gewissem Sinn, ein Auflösen, ein Unkenntlich-Machen<br />
aller Absicht, etwas völlig Unbekanntes, Unbewaffnetes – das nicht kämpfen kann. Darum kann ich in der gewünschten<br />
Weise mit Nichts theil nehmen an Ihrem Wirken, aber vielleicht halten meine Dinge von ferne und auf ihre Art dennoch<br />
ein klein wenig mit; eine Einstimmigkeit ist ja da, nur daß sie nicht ausgesprochen, nicht berechnet, nicht nachgewiesen<br />
werden mag …“.<br />
Von 1905 bis 1906 war Rilke für acht Monate als Sekretär bei Auguste Rodin angestellt.