I. Literatur
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Sibylle Mertens-Schaaffhausen (1797-1857) war Archäologin und Mittelpunkt eines Freundeskreises zu dem<br />
neben Annette Droste-Hülshoff, Johanna und Adele Schopenhauer auch Goethes Schwiegertochter Ottilie<br />
zählte. Sie war auch als Komponistin tätig, so schrieb sie etwa zwei Vertonungen von Gedichten aus dem<br />
‚Divan’. –Schuchardt verfaßte zahlreiche Sammlungsinventare, so auch jenes von Goethes Kunstsammlungen<br />
und das des graphischen Nachlaß von Sybille Mertens-Schaaffhausen.<br />
142 – GOETHE, OTTILIE VON, 1796-1872. Eigenhändiges Manuskript. 1858-1868. 130 S. 4°, dazu 8 S. von<br />
fremder Hand. Weinrotes, ledergebundenes Schreibheft. Leicht berieben. (CHF 3’000.00)<br />
Zum größten Teil Niederschrift von bibliographischen Notizen und Auszügen aus Büchern und Zeitungen<br />
sowie Abschriften von Briefen (u.a. mehrerer von Goethe und ihrer Freundin Anna Jameson), ferner Bücherwünsche<br />
ihrer Söhne Walther und Wolfgang sowie ihres Freundes Romeo Seligmann. – Die Aufzeichnungen<br />
bieten einen Einblick in die weit gefächerten Interessengebiete von Goethes Schwiegertochter.<br />
Einige Beispiele:<br />
„Bücher Titel.“ / „G. F. Händel von Friedrich Chrysander ... / Hansen, friesische Sagen und Erzählungen ... / Dorner<br />
(Edmund) Roswitha, die Nonne aus Gandersheim ... / Schwedische Volkslieder der Vorzeit. Aus der Sammlung von Erik,<br />
Gustav Geijer und Arvid Afzelius ... / Leggende e tradizioni ... opera de F.A. de Felici. Napoli ... / Recollections of the last<br />
four Popes and of Rome in their times ... / Seaside Studies at Ilfracombe, Tenby, the Scilly Isles, and Jersey by Henry Lewes<br />
... / The Life of Percy Byssche Shelley ...“<br />
Einen Kunstkauf betreffend: „Ich habe in Venedig durch Wolf der sie auf der Straße gesehen hatte 2 große Oehlbilder<br />
gekauft, Heilige darstellend, die wahrscheinlich Flügelthüren eines Altar Bildes waren. Sie sind beide Venezianische<br />
Schule, der Kopf der Heiligen besonders schön. / Als der Handel geschlossen war, 5 Napoleon d’or, also kein Grund vorhanden<br />
sein konnte mir etwas falsches zu sagen, ob er nie einen Nahmen gehört hätte, von dem das Bild wohl wäre, sagte<br />
er mir ‘O ja[’], es sei von Carpaccio ...“<br />
Eine Anekdote aus dem Leben der „Familie von Pogwisch“, beginnt: „Von der Familie von Pogwisch existierten im<br />
Jahr 1597 in Schleswig Holstein 28 Mannes Erben die 18 Schlösser und Höfe besaßen. Im Jahre 1322 als 2000 Mann<br />
Holsteiner und Ditmarscher unter Gerhard erschlagen wurden, kam ein Knabe zu einer Pogwisch und sagte: ach liebe<br />
Frau seid getrost, es sind zwar Eure 8 Kinder in der Schlacht gefallen, aber Euer Mann ist am Leben. ‘Was?[’], erwiederte<br />
sie ‘haben mein Landesherr und meine Kinder und Verwandte um ihres Vaterlandes halber so freudig gestritten daß<br />
sie auch ihr Leben darüber verlohren, und mein Mann ist allein entronnen daß er am Leben bleibe? ...’ Darauf ist der<br />
Knabe der Frau in die Rede gefallen und hat gesagt, daß ihr Ehemann ... mit dem Leben schwerlich werde davon kommen.<br />
Als das Weib solches gehört, hat sie wieder Muth gefaßt, ihre Hände zusammen geschlagen, Gott Lob und Dank gesagt,<br />
und sich für ein glückseliges Weib gepriesen ...“<br />
143 – GOETHE, OTTILIE VON, 1796-1872. L.A.S. Wien 19.VI.1855. 2 1/2 S. gr.-8°. Tinte leicht durchschlagend.<br />
(CHF 200.00)<br />
An einen (Berliner) Buchhändler, u.a. wegen der Beschaffung eines Buches aus London, das „zu einem Geburtstagsgeschenk“<br />
bestimmt sei.<br />
„... Das Parlaments Werk um daß ich Sie bat, besitzt mein Sohn schon seit längerer Zeit, ist es also noch Zeit es abzubestellen,<br />
bitte ich es gefälligst zu thun ...“<br />
144 – GOETHE, OTTILIE VON, 1796-1872. Eigenhändiges Gedicht. 2 S. 4°. Leicht gebräunt. (CHF 600.00)<br />
Gelegenheitsgedicht zu einem Geschenk (Schere und Nadel), das vielleicht für ihre Freundin Adele Schopenhauer<br />
bestimmt war.<br />
„Es giebt einen Glauben schon seit manchem Jahr,<br />
Daß es der Neigung bringe Gefahr,<br />
Liefere man Dinge mit spitzigem Ende,<br />
Schenkend je, in Freundes Hände. –<br />
Als da sind, vorzüglich zu tadeln,<br />
Messer, Scheeren, und spitzige Nadeln;<br />
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