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I. Literatur

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Vom Rütli flooch ein stiller<br />

Postkartengruss an Schiller.<br />

Sein Ruhm strahlt unverjesslich hell;<br />

Nur fehlten ihm die Reisespesen;<br />

Er schrieb das Schauspiel Wilhelm Tell,<br />

Und is doch niemals dort jewesen.<br />

(Na, sind die Farben echt jemischt,<br />

Denn schad’t das nischt).“<br />

Kerr war von 1939 bis 1947 Vorsitzender des Deutschen P.E.N.-Club im Londoner Exil. 1947, ein Jahr vor seinem<br />

Tod, nahm er die britische Staatsbürgerschaft an.<br />

Beide Gedichte sind gedruckt in: Liebes Deutschland. Gedichte. Hrsg. von Thomas Koebner. Berlin, 1991. Bd.<br />

II, S. 280 („Wenn ich noch einmal ...“) und S. 339 („Der Berliner zur Schweiz“).<br />

„einen kleinen, miesen Verleumder mit moraligem Kitschton“<br />

282 KERR, ALFRED, 1867-1948. L.S. Berlin 30.I.1930. 1 Einzelblatt kl.-4°, beidseitig beschrieben. Mit gedrucktem<br />

Briefkopf. Leicht fleckig, gelocht. (CHF 750.00)<br />

An den Vorsitzenden der Redaktionskonferenz der Frankfurter Zeitung, Heinrich Simon (1880-1941), den<br />

‚Fall Karl Kraus’ betreffend. Kerr schildert die Situation aus seiner Sicht und bittet Simon, die Frankfurter Zeitung<br />

möge sich der von Kraus orchestrierten Hetze gegen ihn nicht anschließen.<br />

„…Ich habe Kraus öffentlich einen ‚kleinen, miesen Verleumder mit moraligem Kitschton’ genannt – und als ich vor Gericht<br />

nachwies, wie er gelogen, gefälscht, verdreht hat, zog Herr Kraus die deshalb erhobene Klage vorsichtig zurück. Er<br />

schimpfte hernach lieber in Versammlungen auf mich, wo ein Tatbestand nicht kontrolliert werden kann. Dieses heimtückische<br />

Moralistchen, das mit ‚Einsamkeit’ protzt, hat eine Klicke strengstens organisiert, für ihn Reklame zu machen.<br />

Diese Vereinsmitglieder müssen für den Vorsitzenden Artikel in Blätter schmuggeln (und sie sind ehrlich überzeugt)<br />

sowie den Beifall in der Versammlung tätigen. Widerspruch ist in Berlin, auch wenn er von Weiblichen Wesen kam,<br />

durch körperliche Misshandlung wie in Hitler-Versammlungen systematisch unterdrückt, durch die bestallte Klacke der<br />

Gesamteindruck wissentlich verfälscht worden. So hat er auch im Theater zu arbeiten versucht. Aus seinem Verhalten<br />

gegen mich (er will sich dadurch in Berlin eine ‚Posiziaun’ schaffen, nachdem er in Wien abgewirtschaftet hat) weiss ich,<br />

mit welchen allerletzten ‚Journaille’-Mitteln seine Eitelkeit sich für meine heiteren Kennzeichnungen zu rächen trachtet.<br />

Er lügt allemal das Blaue vom Himmel herunter, in der Zuversicht, ich werde nicht einen besser zu verwendenden<br />

Teil meines Lebens an öffentliches Gezänk mit ihm setzten. Er möchte das.<br />

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