I. Literatur

„Aber wirklich erlebt ist Alles!“
337 MAY, KARL, 1842-1912. L.A.S. Radebeul 19.IV.1907. 1 Doppelblatt 4°, alle 4 Seiten beschrieben. Briefkopf
der ‚Villa Shatterhand’. Alle Falten durchgebrochen und behelfsmäßig fixiert. Unfrisch.
(CHF 2’400.00)
An Kurt Sachs in Gotha, der ein Werk über May geschrieben und ihm mit der Bitte zugesandt hatte, ihm zur
Publikation zu verhelfen. May nimmt kritisch Stellung dazu:
„… Sie meinen es mit Ihrem Manuscript sehr gut mit mir. Ich sage Ihnen herzlichen Dank. Leider ist es mir unmöglich,
Ihnen behülflich zu sein, es in Druck zu geben. Mein Verleger Feshenfeld nimmt es nicht, und wenn ich Etwas dazu
thäte, würde man mir sofort wieder den Vorwurf machen, es sein von mir beeinflusst, aus Eitelkeit!
Ganz selbstverständlich liegt es mir fern, das kleine Werk rezensieren zu wollen; auf einige Punkte aber muß ich Sie doch
aufmerksam machen, um Ihnen Angriffe und Kränkungen zu ersparen, falls ein Verleger das Manuscript für geeignet
halten sollte, veröffentlicht zu werden:
Seite 3: Ich habe mit E.T.A. Hoffmann nichts gemein. Wenn Sie mich mit ihm vergleichen, wird man über Sie herfallen.
Wozu auch solche Vergleiche? ...
Seite 7: Die Himmelsgedanken sind keine lyrischen Gedichte, sondern etwas ganz Anderes. In ‚Natur und Kultur’ stand
kürzlich sogar zu lesen: ‚diese Gedichte als Lyrik zu bezeichnen, das würde, obgleich sie nur aus innerster Seele klingen,
einem Armuthszeugniß gleichbedeutend sein!’ Sie sehen, es ist nicht leicht, sondern sehr gefährlich, Recensionen zu
schreiben! ...
Marah Durimeh, eine zarte, sinnige und bescheidene Gestalt? O nein, mein Lieber, sondern das Gegentheil: Stark, fest,
energisch, unbeirrt, ohne Furcht, eine Heldin sonder Gleichen! Bitte nehmen Sie sich vor solchen Fehlern in Acht!
Seite 14: Sie sagen, ich habe meine Erlebnisse nie als wahr hinstellen wollen. Das ist grundfalsch. Ich habe stets behauptet,
dass ich nur Selbsterlebtes schreibe. Aber wo ich es erlebt habe, äußerlich oder innerlich, das ist meine Sache. Meine
Erzählungen sind doch bildlich zu nehmen. Was scheinbar in fernen Ländern geschieht, ist theils dort wirklich erlebt und
theils auf fremden, seelischen Gebieten geschehen. Aber wirklich erlebt ist Alles!
Sie sprechen immer von 30 Reisen. Das ist falsch. Sie meinen wohl 30 Bände? ...“
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