23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ordentliche Kleidung , anständiges Reisegepäck und einen Flugschein zu kaufen.<br />

Im Gefängnis hatte er unter anderem gelernt, wie man sich eine andere<br />

Identität beschafft, und besaß nun gleich drei Pässe, von denen die Polizei<br />

nichts wußte. <strong>Das</strong> Gefängnis hatte ihn außerdem gelehrt, sich unauffällig zu<br />

verhalten. Seine Kleidung war vorzeigbar, aber nicht knallig. Er kaufte ein<br />

Standby-Ticket für einen Flug, der wahrscheinlich unterbucht war, und sparte<br />

so einige hundert Dollar. Der Rest des Geldes, 91 545 Dollar, mußte lange<br />

reichen, denn da, wo er hinwollte, war das Leben nicht billig. Menschenleben<br />

hingegen schon, die zählten dort wenig. Nun, damit kann sich ein Krieger<br />

abfinden, dachte er.<br />

Nach einem Zwischenstopp in Frankfurt flog er in südlicher Richtung weiter.<br />

Russell, ein gewitzter Mann, hatte vor vier Jahren an einer Art internationaler<br />

Konferenz teilgenommen - die Reise hatte ihn eine komplette Identität<br />

gekostet - und gelernt, wie man Kontakte herstellt. Internationale Terroristen<br />

sind angesichts der vielen Verfolgungen notgedrungen vorsichtig. Ohne es zu<br />

wissen, hatte Russell Glück - einer von drei Kontakten, an die er sich erinnerte,<br />

war schon vor langer Zeit zusammen mit zwei Mitgliedern der Roten Brigaden<br />

aufgeflogen. Er wählte eine der anderen beiden Nummern, es klappte, und er<br />

wurde in Athen zu einem Treff geführt, bei dem man ihn überprüfte und ihm<br />

den Weiterflug genehmigte, Russell war hastig in sein Hotel zurückgekehrt - er<br />

vertrug das griechische Essen nicht - und wartete nun nervös auf einen Anruf.<br />

Trotz <strong>aller</strong> Vorsicht fühlte er sich angreifbar. Er hatte noch nicht einmal ein<br />

Taschenmesser dabei - bewaffnet zu fliegen war viel zu gefährlich - und war<br />

jedem bewaffneten Polizisten vollkommen ausgeliefert. Was, wenn sein Kontakt<br />

"verbrannt" war? Dann würde man ihn hier verhaften oder in einen<br />

sorgfältig geplanten Hinterhalt locken, aus dem es nur mit Glück ein Entkommen<br />

gab. Europäische Ordnungshüter scherten sich weniger um verfassungsmäßig<br />

garantierte Rechte als ihre amerikanischen Kollegen - aber er verwarf<br />

diesen Gedanken sofort, als er sich entsann, wie das FBI mit seinem Bruder<br />

umgesprungen war.<br />

Verdammt! Wieder ein Sioux-Krieger abgeknallt wie ein Hund. Er hatte<br />

noch nicht einmal Zeit für die Totenklage gehabt. Dafür sollen sie büßen,<br />

dachte Russell und korrigierte sich: Zumindest, wenn ich lange genug lebe.<br />

Er saß in dem dunklen Zimmer am Fenster, beobachtete den Verkehr, hielt<br />

Ausschau nach der Polizei, wartete auf den Anruf. Wie soll ich meinen Bruder<br />

rächen? fragte sich Russell, ohne daß er eine Antwort darauf wußte, aber das<br />

machte nichts. Entscheidend war, daß er überhaupt etwas unternahm. Der<br />

Geldgürtel spannte und trug an seiner Taille auf: ein Nachteil seines Krafttrainings.<br />

Aber er durfte sein Kapital nicht verlieren. Was machte Geld doch für<br />

Umstände! DM in Deutschland, Drachmen oder Drachen oder was sonst hier<br />

in Griechenland. Zum Glück hatte er seinen Flugschein in Dollar bezahlen<br />

können. Aus diesem Grund zog er amerikanische Fluggesellschaften vor; die<br />

Stars and Stripes am Heck waren ihm schnuppe. <strong>Das</strong> Telefon ging. Russell<br />

nahm den Hörer ab. "Ja?"<br />

115

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!