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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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licklich wölbte Kati den Rücken und reckte dabei unwillkürlich den Hals. Der<br />

Hauptmann der saudischen Kommandos schwang bereits das Schwert. Er<br />

mußte geübt sein, erkannte <strong>Ryan</strong>, denn er trennte den Kopf mit scheinbar<br />

spielerischer Leichtigkeit in einem Schlag ab. Er landete einen Meter weiter,<br />

und dann brach Katis Körper zusammen. Blut sprudelte aus den durchtrennten<br />

Gefäßen. <strong>Ryan</strong> sah. wie die gefesselten Arme und Beine zuckten, aber auch das<br />

war nur ein Reflex. <strong>Das</strong> Blut schoß weiter rhythmisch heraus, denn Katis Herz<br />

schlug noch, ganz so, als wollte es ein Leben erhalten, das bereits erloschen<br />

war. Endlich blieb es stehen. Der saudische Hauptmann wischte das Schwert<br />

mit einem Ballen Seide sauber, steckte es in die Scheide und schritt durch die<br />

Menge, die ihm respektvoll Platz machte.<br />

<strong>Das</strong> Volk jubelte nicht, sondern war ganz still, tat vielleicht nur einen<br />

kollektiven Atemzug. Wessen Seele die gemurmelten Gebete der Frommen<br />

galten, wußten nur sie selbst und ihr Gott. Die ersten Reihen zerstreuten sich<br />

sofort. Wer weiter hinten gestanden und nichts gesehen hatte, trat an die<br />

Absperrung, hielt sich aber nicht auf, sondern ging bald seiner Wege. Nach der<br />

vorgeschriebenen Pause würde man die Leichen entfernen und nach den Riten<br />

der Religion, die Kati und Ghosn geschändet hatten, beerdigen.<br />

<strong>Jack</strong> wußte nicht, was er nun empfinden sollte. Er hatte genug Tote gesehen.<br />

Doch diese beiden Leichen hier rührten sein Herz überhaupt nicht - eine<br />

Tatsache, die ihn verwunderte und zugleich ein wenig besorgte.<br />

"Sie fragten nach dem Gang der Geschichte, <strong>Jack</strong>", sagte Ali. "Sie haben<br />

gerade miterlebt, wie Geschichte gemacht wird."<br />

"Wie meinen Sie das?"<br />

"<strong>Das</strong> brauchen wir Ihnen nicht zu sagen", erklärte Golowko.<br />

Männer, die versuchten, einen Krieg anzuzetteln, wurden wie gewöhnliche<br />

Kriminelle auf dem Marktplatz hingerichtet, dachte <strong>Ryan</strong>. Ein Präzedenzfall,<br />

der nicht übel ist.<br />

"Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht werden es sich die nächsten Terroristen<br />

zweimal überlegen", meinte <strong>Ryan</strong> und fügte in Gedanken hinzu: Es wäre<br />

an der Zeit.<br />

"In allen unseren Ländern", sagte Ali, "ist das Schwert das Symbol der<br />

Gerechtigkeit... vielleicht ein Anachronismus. Es stammt aus einer Zeit, in<br />

der die Männer noch ritterlich handelten. Aber ein Schwert hat noch immer<br />

seinen Sinn und Zweck."<br />

"Auf jeden Fall ist es präzise", merkte Golowko an.<br />

"Und Sie, <strong>Jack</strong>, haben den Regierungsdienst nun verlassen?" fragte Ali einen<br />

Moment später. <strong>Ryan</strong> hatte sich wie alle anderen von der Szene abgewandt.<br />

"Ja, Hoheit."<br />

"Gut, dann gelten diese dummen Vorschriften über Geschenke an Amtsinhaber<br />

für Sie nicht mehr." Ali drehte sich um. Wie durch einen Zauber war der<br />

Offizier der saudischen Kommandos erschienen. Sein Salut vor dem Prinzen<br />

hätte Kipling beeindruckt. Nun kam das Schwert. Die Scheide bestand aus<br />

geschmiedetem Gold und war mit Juwelen besetzt. Der Griff war aus Elfenbein<br />

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