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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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die Maschine flog dicht an Grönland vorbei -, und er überlegte kurz, ob es nun<br />

schon Morgen war oder noch Nacht. In einem Flugzeug, mit dem sich die Zeit<br />

schneller änderte, als die Uhr anzeigte, war das eine fast metaphysische Frage.<br />

Metaphysisch war auch seine Mission, die unvergessen bleiben würde.<br />

Fowler hatte Geschichtssinn genug, um das zu wissen. Ein einmaliger Coup,<br />

etwas noch nie Dagewesenes. Vielleicht der Beginn des Prozesses, vielleicht<br />

auch das Ende. Wie auch immer, seine Absicht war eindeutig und klar.<br />

J. Robert Fowler, dessen Name mit dem Abkommen untrennbar verbunden<br />

bleiben würde, wollte den Krieg abschaffen. Es war auf die Initiative seiner<br />

Administration hin zustande gekommen. Er hatte in seiner UNO-Rede die<br />

Vertreter der Völker in den Vatikan gerufen. Seine Untergebenen hatten die<br />

Verhandlungen geführt. Sein Name stand auf dem Vertragsdokument ganz<br />

oben. Seine Streitkräfte sollten den Frieden garantieren. Er hatte seinen Platz<br />

in der Geschichte verdient, die Unsterblichkeit, die nur wenigen zuteil wurde.<br />

Kein Wunder also, daß ich aufgeregt bin, sagte er sich.<br />

Die Entscheidung, die ein Präsident am meisten fürchtet, brauchte nun nicht<br />

mehr getroffen zu werden. Schon als er noch Staatsanwalt war, der in Cleveland<br />

die Mafia verfolgte und insgeheim präsidentiale Ambitionen zu entwikkeln<br />

begann, hatte er sich gefragt: Was tust du, wenn du Präsident bist und auf<br />

den Knopf drücken mußt? Würde er das fertigbringen? Würde er, um die<br />

Sicherheit seines Landes zu garantieren, Millionen Menschenleben opfern?<br />

Vermutlich nicht. Es war seine Aufgabe, Menschen zu beschützen, zu führen,<br />

ihnen den rechten Weg zu weisen. Sie mochten nicht immer begreifen, daß er<br />

recht hatte und sie nicht, daß seine Vision die korrekte und logische war.<br />

Fowler wußte, daß er kalt und arrogant war, wenn es um solche Angelegenheiten<br />

ging, aber er war davon überzeugt, daß er recht hatte. Er mußte sich selbst<br />

und seiner Motive sicher sein. Traf er eine Fehlentscheidung, konnte man ihm<br />

höchstens Arroganz vorwerfen, was ihm schon oft genug passiert war. Zweifel<br />

hatte er nur an seiner Fähigkeit, sich mit der realen Möglichkeit eines Atomkriegs<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Aber diese Möglichkeit war doch nun gewiß nicht mehr real? Er gestand<br />

öffentlich nie ein, daß Reagan und Bush diese Möglichkeit eliminiert hatten, als<br />

sie die Sowjets zwangen, sich mit ihren Widersprüchen auseinanderzusetzen<br />

und in der Folge einen neuen Kurs einzuschlagen. Diese Veränderungen waren<br />

friedlich vonstatten gegangen, weil der Mensch in der Tat ein Vernunftwesen<br />

ist. Zwar würde es weiterhin Krisenherde geben, aber wenn er seine Arbeit<br />

richtig erledigte, konnten sie nicht außer Kontrolle geraten - und die Reise, die<br />

er nun angetreten hatte, konnte die gefährlichste politische Frage, die die Welt<br />

noch beschäftigte, lösen. Keiner seiner Vorgänger war damit fertiggeworden.<br />

Was Nixon und Kissinger nicht zuwege gebracht, was Carters kühner Versuch,<br />

Reagans halbherzige Gesten und Bushs gutgemeinte Schachzüge nicht geschafft<br />

hatten, was niemandem gelungen war, würde Robert Fowler nun<br />

zustande bringen. Diese Vorstellung kostete er in vollen Zügen aus. Seine<br />

Leistung würde ihm nicht nur einen Platz in den Geschichtsbüchern eintragen,<br />

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