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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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des Lichts sich zwar verstecken, aber das war nebensächlich. Früher oder später,<br />

wenn die Massen die Wahrheit erkannten und sich auf die Seite der Revolutionäre<br />

stellten, würde es einen Umschwung geben. Unangenehm war nur, daß sich<br />

die Massen für einen anderen Weg entschieden hatten und die dunklen Verstecke<br />

für die Kräfte des Lichts immer seltener wurden.<br />

Nach Bulgarien war er aus zwei Gründen gekommen. Es war von allen ehemaligen<br />

Ostblockländern das rückständigste und hatte die Wende vom kommunistischen<br />

Standpunkt aus einigermaßen geordnet durchgezogen. Die Kommunisten<br />

waren, wenngleich unter anderem Namen, noch am Ruder und hielten<br />

einen politisch sicheren oder wenigstens neutralen Kurs. Der bulgarische<br />

Geheimdienst, der früher dem KGB die Killer gestellt hatte - inzwischen<br />

machten sich die Sowjets die Hände nicht mehr schmutzig -, war noch mit<br />

verläßlichen Freunden durchsetzt. Verläßlich? dachte Bock. Noch waren die<br />

Bulgaren im Bann ihrer russischen Herren, die sich nun Partner nannten, und<br />

wenn der KGB in der Tat mit der CIA kooperierte, verringerte sich die Zahl der<br />

sicheren Orte um eine Dezimalstelle.<br />

Bock hätte bei dem Gedanken an die zunehmend größer werdende Gefahr<br />

eine Gänsehaut bekommen sollen, aber sein Gesicht wurde rot vor Zorn und<br />

zuckte. Als Revolutionär hatte er immer geprahlt, die ganze Welt stünde gegen<br />

ihn - aber immer in der inneren Gewißheit, daß die Dinge nicht so standen, daß<br />

es so weit nie kommen würde. Nun jedoch schienen sich seine Prahlereien zu<br />

bewahrheiten. Noch gab es Zufluchtsorte und zuverlässige Kontakte. Aber wie<br />

viele? Wann begannen sich vertrauenswürdige Freunde den Veränderungen<br />

anzupassen? Sowjets und Deutsche, Polen und Tschechen, Ungarn und Rumänen<br />

- sie alle hatten den Sozialismus verraten. Welches Bruderland war als<br />

nächstes an der Reihe?<br />

Sah man denn nicht die Falle dieser unglaublichen Verschwörung der konterrevolutionären<br />

Kräfte? Ohne Not verwarf man die strukturierte Freiheit in einer<br />

perfekten Gesellschaftsordnung, geprägt von Chancengleichheit, Gerechtigkeit,<br />

sozialem Frieden...<br />

Konnte das alles eine Lüge, ein entsetzlicher Fehler gewesen sein? Hatten er<br />

und Petra die feigen Ausbeuter umsonst getötet?<br />

Aber darauf kam es Günther Bock im Augenblick nicht an. Bald würde er<br />

wieder auf der Flucht sein, bald sollte sein sicherer Platz zum Jagdrevier für seine<br />

Feinde werden. Wenn die Bulgaren den Russen Einsicht in ihre Akten gewährten,<br />

wenn im KGB die richtigen Männer im richtigen Büro saßen, konnte sein<br />

neuer Name inklusive Adresse schon unterwegs nach Washington sein. Ein Tip<br />

von dort an den BND, und er würde innerhalb von einer Woche nicht weit von<br />

Petras Zelle in Stammheim sitzen.<br />

Petra mit dem dunkelblonden Haar und den schelmischen blauen Augen.<br />

Tapfer wie ein Mann. Kalt im Umgang mit Feinden, liebevoll zu ihren Genossen.<br />

In ihrer Mutterrolle ebenso erfolgreich wie bei allen anderen Aufgaben, die sie in<br />

Angriff genommen hatte. Nun aber verraten von angeblichen Freunden, eingesperrt<br />

wie ein Tier, ihrer Kinder beraubt. Petra, seine Genossin, Geliebte,<br />

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