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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Ich verstehe", sagte Kati, und das war wahr und gelogen zugleich. Er ging<br />

hinaus, um Fromm zu seinen gespenstischen Tagträumen zurückkehren zu<br />

lassen. Günther wartete draußen im Freien. "Nun, wie weit sind wir?"<br />

"Der amerikanische Teil des Plans ist formuliert", erwiderte Bock, entfaltete<br />

eine Landkarte und legte sie auf den Boden. "Die Bombe kommt an diese<br />

Stelle."<br />

"Was ist das für eine Anlage?" Bock beantwortete die Frage. "Kapazität?"<br />

fragte der Kommandant dann.<br />

"Über sechzigtausend. Wenn die Sprengleistung wie versprochen ausfällt,<br />

gibt es innerhalb dieses Radius 100 Prozent Todesfälle; insgesamt hundert- bis<br />

zweihunderttausend Opfer."<br />

"Ist das alles? Bewirkt eine Atombombe denn nicht mehr?"<br />

"Kommandant, das ist nur ein relativ kleiner Sprengsatz."<br />

Kati schloß die Augen und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Vor einer<br />

Minute noch hatte er gehört, das Resultat werde jenseits all seiner Erfahrung<br />

liegen, und nun erzählte man ihm das Gegenteil. Der Kommandant war klug<br />

genug, um zu wissen, daß beide Experten recht hatten.<br />

"Warum ausgerechnet an diesem Platz?" fragte er. Bock erklärte ihm die<br />

Sache.<br />

"Es wäre eine große Genugtuung, wenn wir den amerikanischen Präsidenten<br />

erwischten."<br />

"Mag sein, aber nicht unbedingt günstig. Wir könnten versuchen, die Bombe<br />

nach Washington zu bringen, aber ich halte das Risiko einer Entdeckung für<br />

viel zu groß. Kommandant, wir müssen berücksichtigen, daß wir nur eine<br />

Bombe und daher auch nur eine einzige Chance haben. Deshalb müssen wir die<br />

Chance einer Entdeckung so gering wie möglich halten und unser Ziel vorwiegend<br />

nach Kriterien der Zweckmäßigkeit auswählen."<br />

"Und der deutsche Teil der Operation?"<br />

"Wird sich leichter durchführen lassen."<br />

"Kann die Sache denn klappen?" fragte Kati und starrte auf die staubigen<br />

Berge des Libanon.<br />

"Es müßte hinhauen. Ich schätze die Erfolgschancen auf sechzig Prozent."<br />

Nun, wenigstens werden wir die Amerikaner und Russen bestrafen, sagte<br />

sich der Kommandant und fragte sich dann: Ist das genug? Katis Züge wurden<br />

hart, als er über die Antwort nachdachte.<br />

Es erhob sich aber nicht nur eine Frage. Kati hielt sich für einen todgeweihten<br />

Mann. Der Krankheitsverlauf war ein Auf und Ab, unerbittlich wie die<br />

Gezeiten, aber die Flut reichte nie ganz so hoch wie vor einem Jahr oder noch<br />

vor einem Monat. Im Augenblick fühlte er sich gut, wußte aber, daß das nur<br />

relativ war. Die Möglichkeit, daß er im nächsten Jahr nicht mehr lebte, war<br />

ebenso wahrscheinlich wie der Erfolg von Bocks Plan. Konnte er sterben, ohne<br />

alles für die Ausführung dieses Plans getan zu haben?<br />

Nein. Und wenn sein Leben schon zu Ende ging, was kümmerten ihn dann<br />

die Leben anderer, Ungläubiger obendrein?<br />

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