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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Anatolij und David nicht schwer, ein Kollektiv zu bilden und den Protest zu<br />

organisieren. Sie suchten sich einen orthodoxen Rabbi als spirituellen Führer ­<br />

einen Geistlichen hatte ihre Siedlung noch nicht - und brachen mit Thora und<br />

Fahne nach Jerusalem auf. Selbst in einem so kleinen Land brauchte der<br />

Marsch seine Zeit, erregte aber unweigerlich die Aufmerksamkeit der Medien.<br />

Als die verschwitzten und erschöpften Marschierer ihr Ziel erreicht hatten,<br />

war die ganze Welt über ihren Zug und seinen Zweck informiert.<br />

Die Knesset ist nicht unbedingt das gemächlichste Parlament der Welt. <strong>Das</strong><br />

politische Spektrum reicht von der extremen Rechten bis zur harten Linken,<br />

und für die moderaten Kräfte der Mitte bleibt nur herzlich wenig Raum. Es<br />

wird oft geschrien, gestikuliert und auf jede verfügbare Oberfläche getrommelt.<br />

<strong>Das</strong> Ganze spielt sich unter den Augen von Theodor Herzl ab, verewigt<br />

auf einem Schwarzweißfoto, der der Begründer des Zionismus war und 1866<br />

in seinem "Judenstaat" die Vision einer sicheren Heimat für sein verfolgtes und<br />

mißhandeltes Volk darlegte. In der Knesset wird mit solcher Heftigkeit gestritten,<br />

daß sich ein Beobachter verwundert fragen muß, warum es in einem Land,<br />

dessen Bürger fast alle Reservisten sind und somit eine automatische Waffe im<br />

Schrank haben, bei lebhaften Debatten im Parlament nicht zu wüsten Schießereien<br />

kommt. Was Theodor Herzl von dem Chaos gehalten hätte, steht dahin.<br />

Es war Israels Plage, daß die Diskussionen zu leidenschaftlich geführt wurden<br />

und die Regierungskoalition in politischen und religiösen Fragen so stark<br />

polarisiert war. Fast jede Untersekte hatte ihr eigenes Territorium und entsandte<br />

deshalb einen Vertreter ins Parlament. Verglichen mit dieser Formel<br />

nimmt sich selbst Frankreichs oft fragmentierte Nationalversammlung wohlorganisiert<br />

aus, und dieses System machte es Israel nun schon seit einer Generation<br />

unmöglich, eine stabile Regierung mit einer schlüssigen Staatspolitik zu<br />

bilden.<br />

Die Demonstranten, zu denen immer mehr Menschen gestoßen waren,<br />

trafen eine Stunde vor Beginn der Debatte über das Abkommen vor der<br />

Knesset ein. Schon galt der Sturz der Regierung für möglich, wenn nicht sogar<br />

wahrscheinlich, und die gerade eingetroffenen Bürger schickten Emissäre zu<br />

jedem Mitglied der Knesset, das sie ausfindig machen konnten. Abgeordnete,<br />

die mit ihnen einig waren, traten vor das Gebäude und verurteilten das Abkommen<br />

mit flammenden Worten.<br />

"<strong>Das</strong> gefällt mir nicht", meinte Liz Elliot, die in ihrem Büro den Fernseher<br />

laufen hatte. Der politische Aufruhr in Israel war viel heftiger, als sie erwartet<br />

hatte. Auf ihren Wunsch war <strong>Ryan</strong> zugegen, um seine Einschätzung der Lage<br />

zu geben.<br />

"Ja", stimmte der DDCI zu, "das ist leider der einzige Aspekt, den wir nicht<br />

kontrollieren konnten."<br />

"Wie hilfreich, <strong>Ryan</strong>." Auf Elliots Schreibtisch lagen die Ergebnisse einer<br />

Umfrage, die Israels renommiertestes demoskopisches Institut gehalten hatte.<br />

Von fünftausend Befragten waren 38 Prozent für das Abkommen, 41 Prozent<br />

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