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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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die Bombe exakt wie von ihm vorhergesagt funktionierte ... wenn nicht besser,<br />

sagte er sich insgeheim. Da er keine Tests machen und folglich keine empirischen<br />

Lösungen komplexer theoretischer Probleme finden konnte, hatte er bei<br />

der Konstruktion überdimensioniert und ein Energiepotential vorgesehen, das<br />

die angestrebte Sprengleistung weit überstieg. Damit war die gewaltige Tritiummenge<br />

erklärt - fünfmal mehr als theoretisch erforderlich -, die er einzusetzen<br />

gedachte. Sein Tritiumvorrat war mehrere Jahre alt und hatte sich<br />

teilweise zu 3He zersetzt, ein ausgesprochen unerwünschtes Heliumisotop,<br />

aber wenn er das Tritium durch Palladium filterte, bekam er den Rest rein<br />

heraus und stellte damit eine rechte Energieausbeute sicher. Amerikaner und<br />

Sowjets konnten sich wegen ihrer umfangreichen Experimente sehr viel geringere<br />

Tritiummengen leisten, aber Fromm hatte einen anderen Vorteil: Die<br />

lange Haltbarkeit seiner Bombe war für ihn anders als für seine amerikanischen<br />

und sowjetischen Pendants kein Kriterium. Wie immer bei der Bombenkonstruktion<br />

war dies ein zweischneidiges Schwert, aber Fromm wußte,<br />

daß er sein Projekt fest im Griff hatte. Vergiß bloß das Palladium nicht, mahnte<br />

er sich. Aber es war noch genügend Zeit.<br />

"Fertig." Der Leiter des Teams winkte Fromm herüber. <strong>Das</strong> Gußmodell aus<br />

Edelstahl ließ sich leicht aus der Maschine nehmen, und er reichte es Fromm.<br />

Es war dreißig Zentimeter lang, kompliziert geformt und erinnerte an ein oben<br />

geweitetes und unten zusammengedrücktes Wasserglas. Als Gefäß für H20 war<br />

es wegen eines Lochs im Boden nicht zu benutzen, aber H, also Wasserstoff,<br />

würde es schon halten, dachte Fromm eine Sekunde später. <strong>Das</strong> Modell wog<br />

rund acht Kilogramm und war spiegelglatt poliert. Er hielt es ins Licht und<br />

überprüfte es auf Unregelmäßigkeiten und Mängel. Besonders scharf waren<br />

seine Augen nicht. Die Qualität der Oberfläche war mathematisch leichter zu<br />

verstehen als visuell. Laut Anzeige der Maschine betrug die Fertigungstoleranz<br />

ein Tausendstel Mikron oder den Bruchteil der Länge einer Lichtwelle.<br />

"Wie ein Juwel", merkte Ghosn an, der hinter Fromm stand. Der Maschinist<br />

strahlte.<br />

"Annehmbar", war Fromms Einschätzung. Er schaute den Maschinisten an.<br />

"Wenn Sie weitere fünf Stücke von exakt der gleichen Qualität hergestellt<br />

haben, bin ich zufrieden. Jedes Metallsegment muß diese Qualität haben.<br />

Machen Sie sich an die Arbeit." Fromm gab Ghosn das Gußmodell und<br />

entfernte sich.<br />

"Giaur!" grollte der Maschinist halblaut.<br />

"Mag sein", räumte Ghosn ein. "Aber er ist der beste Ingenieur, den ich je<br />

erlebt habe."<br />

"Lieber arbeite ich für einen Juden."<br />

"Großartig", sagte Ghosn mit einem Blick auf das Modell, um das Thema zu<br />

wechseln.<br />

"Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß man Metall so präzise polieren<br />

kann. Diese Maschine ist unglaublich. Mit ihr ist mir kein Auftrag zu schwer."<br />

"<strong>Das</strong> höre ich gern. Stellen Sie noch ein Modell her", sagte Ghosn lächelnd.<br />

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