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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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CNN. In beiden Fällen marschierten nicht weniger als drei Beamte in die<br />

Sendekomplexe und untersagten jegliche Berichterstattung über Denver. Und<br />

in keinem Fall erfuhren die Angestellten, die verzweifelt versuchten, die Verbindungen<br />

wiederherzustellen, dort den Grund. Ähnlich ging es in Colorado<br />

zu. Unter der Leitung von Walter Hoskins drangen dort Agenten in die Tochteranstalten<br />

und auch die Telefongesellschaft ein, wo sie unter den lautstarken<br />

Protesten der Bell-Angestellten alle Fernleitungen unterbrachen. Aber Hoskins<br />

unterlief ein Fehler. Der Grund dafür war, daß er nicht viel fernsah.<br />

KOLD war ein unabhängiger Sender und im Begriff, sich zu einer überregionalen<br />

Kabel-Superstation wie TBS, WOR und andere zu entwickeln. Finanziell<br />

war der Versuch riskant, und der Sender, der seine Investoren noch nicht<br />

ausgezahlt hatte, arbeitete mit einem sehr knappen Budget in einem alten, fast<br />

fensterlosen Gebäude im Nordosten der Stadt. Über kanadische Satelliten der<br />

Anik-Serie erreichte er mit seinem Programm, das vorwiegend aus alten TV-<br />

Serien bestand, Alaska, Kanada und den Norden der zentralen USA.<br />

<strong>Das</strong> KOLD-Gebäude hatte einmal der ersten Fernsehanstalt von Denver<br />

gehört und entsprach den Vorschriften, wie sie in den 30er Jahren von der<br />

Rundfunk-Aufsichtskommission erlassen worden waren: ein bombensicherer<br />

Monolith aus Stahlbeton, dessen Spezifikationen man noch vor der Entwicklung<br />

der Atombombe festgelegt hatte. Fenster gab es nur in den Büros der<br />

Senderleitung auf der Südseite. Zehn Minuten nach der Detonation ging<br />

jemand an der offenen Tür des Programmdirektors vorbei, blieb wie angewurzelt<br />

stehen, machte kehrt und rannte zurück in die Nachrichtenredaktion. Eine<br />

Minute später fuhr ein Kameramann mit dem Lastenaufzug aufs Dach. <strong>Das</strong><br />

Bildsignal erreichte über Kabel den Sendekomplex und ging von dort aus auf<br />

dem Ku-Band an den unbeschädigt gebliebenen Anik-Satelliten.<br />

In Alaska, Montana, Norddakota und drei kanadischen Provinzen wurde die<br />

Wiederholung einer Komödienserie für Teenager aus den Fünfzigern unterbrochen.<br />

In Calgary in der Provinz Alberta sah eine Lokalreporterin, die immer<br />

noch für Dwayne Hickman, den Star der Serie, schwärmte, verblüfft das Bild,<br />

hörte den Kommentar aus dem Off und rief ihre Redaktion an. Ihr atemloser<br />

Bericht wurde sofort von der Nachrichtenagentur Reuters weiterverbreitet.<br />

Kurz darauf sendete die kanadische Rundfunk- und Fernsehgesellschaft CBC<br />

das Video über ihren intakt gebliebenen Anik nach Europa.<br />

Inzwischen drangen zwei FBI-Agenten in das KOLD-Gebäude ein und<br />

verkündeten in der Nachrichtenredaktion ihr Sendeverbot. Angesichts der<br />

Tatsache, daß die beiden Männer Schußwaffen trugen, hatte der Protest der<br />

Journalisten wegen verfassungswidriger Verletzung der Pressefreiheit wenig<br />

Gewicht. Wenigstens entschuldigten sich die Agenten, als sie die Stromzufuhr<br />

des Senders kappten. Die Mühe hätten sie sich <strong>aller</strong>dings sparen können. Denn<br />

was als nutzloses Unterfangen begonnen hatte, war nun vollends zur Farce<br />

geworden.<br />

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