23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Straße. Kati war. wie er zu seiner Erleichterung feststellte, noch wach, sah<br />

aber sehr schlecht aus.<br />

"Was ist, mein Freund?" fragte der Kommandant.<br />

"Petra ist tot."<br />

Katis Miene zeigte echten Schmerz. "Was ist geschehen?"<br />

"Es heißt, sie sei erhängt in ihrer Zelle gefunden worden." Meine Petra,<br />

dachte Bock, und der Schock setzte erst jetzt ein, aufgehängt an ihrem anmutigen<br />

Hals. Die Vorstellung war unerträglich. Zusammen mit Petra hatte er<br />

einen Klassenfeind auf diese Weise hingerichtet und zugesehen, wie das Gesicht<br />

erst bleich und dann dunkler wurde, bis...<br />

Grauenhaft. Er durfte sich Petra so nicht vorstellen.<br />

Kati senkte betrübt den Kopf. "Möge Allah unserer lieben Genossin gnädig<br />

sein."<br />

Bock ließ sich sein Mißfallen nicht anmerken. Petra hatte so wie er nie an<br />

Gott geglaubt. Aber er verstand, daß Kati es nur gut gemeint hatte - als<br />

Freund. Und da Bock nun einen Freund brauchte, ignorierte er die bedeutungslose<br />

Bemerkung und holte tief Luft.<br />

"Ein schlimmer Tag für unsere Bewegung, Ismael."<br />

"Es steht noch ärger, als Sie glauben. Dieses verfluchte Abkommen ..."<br />

"Ich weiß", sagte Bock. "Ich weiß."<br />

"Was halten Sie davon?" Auf eines konnte sich Kati bei Bock verlassen:<br />

seine Ehrlichkeit und Objektivität.<br />

Der Deutsche nahm sich eine Zigarette vom Schreibtisch des Kommandanten<br />

und zündete sie mit dem Tischfeuerzeug an. Er setzte sich nicht, sondern<br />

ging im Raum auf und ab. Offenbar mußte er in Bewegung bleiben, um sich<br />

zu beweisen, daß er noch lebte. Nun zwang er sich, die Frage objektiv zu<br />

beantworten.<br />

"Man muß dies als Teil eines größeren Plans sehen. Als die Russen den<br />

Weltsozialismus verrieten, setzten sie eine Reihe von Ereignissen in Gang,<br />

deren Ziel die Konsolidierung der Herrschaft der kapitalistischen Klassen<br />

über den Großteil der Welt war. Früher hielt ich die sowjetischen Konzessionen<br />

nur für eine kluge Strategie, um an Wirtschaftshilfe aus dem Westen<br />

heranzukommen - Sie müssen verstehen, daß die Russen ein rückständiges<br />

Volk sind, Ismael, das es noch nicht einmal geschafft hat, aus dem Kommunismus<br />

etwas zu machen. Karl Marx war Deutscher, wie Sie wissen", fügte er<br />

mit einem ironischen Grinsen hinzu und verschwieg diplomatisch die Tatsache,<br />

daß Marx Jude gewesen war. Bock machte eine kurze Pause und fuhr<br />

dann in einem kalten, analytischen Tonfall fort. Er war dankbar, sich kurz<br />

gegen den Gram verschließen und wieder wie ein Revolutionär reden zu<br />

können.<br />

"Ich war im Irrtum. Es ging nicht um eine Strategie, sondern um kompletten<br />

Verrat. Die fortschrittlichen Kräfte in der Sowjetunion sind noch gründlicher<br />

ausmanövriert worden als selbst in der DDR. Die Annäherung an die<br />

USA ist durchaus real. Man tauscht die reine Ideologie gegen vorübergehen­<br />

217

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!