23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"Wer sind Sie?" fragte eine grobe Stimme aus dem Off.<br />

"Ich heiße Peter Wiegler und bin Reporter beim ..." Der Rest war ein Schrei.<br />

<strong>Das</strong> Instrument war primitiv, nur ein Kabel, vielleicht von einer Lampe oder<br />

einem Elektrogerät, an dessen Ende die Isolierung abgeschnitten war. Nur<br />

wenigen ist klar, wie wirkungsvoll primitive Instrumente sein können, besonders,<br />

wenn der Benutzer sein Handwerk versteht. Der Mann, der sich Peter<br />

Wiegler nannte, brüllte wie ein Tier. Die Unterlippe hatte er sich im Versuch,<br />

Schweigen zu wahren, schon durchgebissen. Folter mit Elektroschock ist<br />

relativ unblutig, aber laut.<br />

"Sie verhalten sich dumm. Ihr Mut beeindruckt uns, ist aber hier fehl am<br />

Platz. Mut hat nur dann Sinn, wenn Hoffnung auf Rettung besteht. Ihren<br />

Wagen haben wir schon durchsucht und Ihre Pässe gefunden. Wir wissen, daß<br />

Sie kein Deutscher sind. Was sind Sie also? Pole, Russe oder was sonst?"<br />

Der junge Mann schlug die Augen auf und holte tief Luft. "Ich recherchiere<br />

für das Berliner Tagblatt." Wieder setzten sie den blanken Kupferdraht an, und<br />

diesmal wurde er ohnmächtig. Bock sah, wie ein Mann, der ihm den Rücken<br />

zukehrte, sich dem Opfer näherte und Puls und Augen prüfte. Der Folterer<br />

schien einen Schutzanzug gegen chemische Kampfstoffe zu tragen, aber ohne<br />

Handschuhe und Kopfschutz. Der muß da drin ganz schön schwitzen, dachte<br />

Bock.<br />

"Eindeutig ein ausgebildeter Nachrichtenoffizier, wahrscheinlich Russe.<br />

Unbeschnitten, Edelstahlplomben im Gebiß. Er gehört also zu einem Ostblockdienst.<br />

Schade, der Junge ist tapfer." Bock fand den Tonfall bewundernswert<br />

nüchtern.<br />

"Was steht an Medikamenten zur Verfügung?" fragte eine andere Stimme.<br />

"Ein ziemlich guter Tranquilizer. Soll ich den jetzt geben?"<br />

"Ja, aber keine zu hohe Dosis."<br />

"Gut." Der Mann verschwand vom Bildschirm, kehrte mit einer Spritze vor<br />

die Kamera zurück, packte den Arm des Opfers und injizierte in eine Vene der<br />

Ellbeuge. Nach drei Minuten kam der KGB-Mann wieder zu sich. Inzwischen<br />

hatte das Medikament seine höheren Gehirnfunktionen beeinträchtigt.<br />

"Tut mir leid, daß wir Ihnen das antun mußten. Sie haben die Prüfung<br />

bestanden", sagte die Stimme, diesmal aber in Russisch.<br />

"Was für eine Prüfung..." rutschte es dem KGB-Mann auf russisch heraus.<br />

"Warum sprechen Sie Russisch?" fragte er dann.<br />

"Weil wir wissen wollten, ob Sie das verstehen. So, das wär's."<br />

Die Augen des Opfers weiteten sich, als eine kleine Pistole erschien, an seine<br />

Brust gesetzt und abgefeuert wurde. Die Kamera wich zurück und nahm nun<br />

mehr vom Raum auf. Der Boden war mit drei Kunststoffplanen abgedeckt, die<br />

Blut und Ausscheidungen auffangen sollten. Die Einschußwunde war von<br />

schwarzen Schmauchspuren umgeben und durch das Eindringen von Pulvergasen<br />

unter die Haut aufgequollen. Nur wenig Blut; typisch für Herzwunden.<br />

Nach wenigen Sekunden zuckte die Leiche nicht mehr.<br />

"Mit etwas Geduld hätten wir noch mehr aus ihm herausholen können",<br />

310

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!