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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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"Lieb von dir." Bock beschloß, sich seinen Kummer nicht anmerken zu<br />

lassen. "Im Vergleich zu dem. was dein Volk ertragen mußte, ist das nur eine<br />

Kleinigkeit. Und Rückschläge gibt es immer."<br />

Und in ihrem Fall besonders viele, wie sie beide wußten. Ihre beste Waffe<br />

waren immer solide Informationen gewesen, doch nun waren Bocks Quellen<br />

versiegt. Die RAF hatte Verbindungen bis in die Bundesregierung sitzen gehabt<br />

und nützliche Hinweise vom MfS und anderen Ostblock-Nachrichtendiensten<br />

bekommen. Zweifellos hatte ein Gutteil der Daten seinen Ursprung in<br />

Moskau gehabt und war aus politischen Gründen, die Bock nie hinterfragte,<br />

über die Dienste der kleinen Bruderländer geleitet worden. Immerhin erfordert<br />

der Kampf für den Weltsozialismus taktische Schachzüge, dachte Bock und<br />

korrigierte sich gleich: Zumindest war das einmal so.<br />

Doch inzwischen griff ihnen niemand mehr unter die Arme. Die östlichen<br />

Nachrichtendienste waren über ihre revolutionären Genossen hergefallen, und<br />

die Dienste Ungarns und der CSFR hatten dem Westen sogar Daten gegen<br />

Devisen geliefert! Von den Ostdeutschen hingegen waren die Hinweise im<br />

Zuge gesamtdeutscher Zusammenarbeit und Brüderschaft umsonst weitergegeben<br />

worden. Die DDR gab es nicht mehr; sie war nun nichts als ein<br />

Anhängsel der kapitalistischen BRD. Und die Russen... von denen war keine<br />

indirekte Unterstützung mehr zu erwarten. Mit dem Zusammenbruch des<br />

Sozialismus in Europa waren die Kontaktpersonen der RAF bei verschiedenen<br />

Behörden entweder ausgeräuchert oder umgedreht worden, und der Rest hatte<br />

den Glauben an die Zukunft des Sozialismus verloren und lieferte einfach<br />

nichts mehr. Europas revolutionäre Kämpfer hatten auf einen Schlag ihre beste<br />

Waffe verloren.<br />

Zum Glück sah es hier anders aus, besonders für Kati. Die Israelis waren<br />

ebenso dumm wie brutal. Die einzige Konstante, die der Welt geblieben war,<br />

wußten Bock und Kati, war die Unfähigkeit der Juden, eine ernsthafte politische<br />

Initiative zu starten. Sie waren stark im Krieg, aber hoffnungslos ungeschickt<br />

im Umgang mit dem Frieden. Hinzu kam ihre Fähigkeit, ihrer Schutzmacht<br />

USA eine Politik zu diktieren, die aussah, als seien sie an Frieden<br />

überhaupt nicht interessiert. Bock hatte zwar nicht Geschichte studiert, bezweifelte<br />

aber, daß es einen historischen Präzedenzfall für dieses Verhalten<br />

gab. Der Palästinenseraufstand war für Israel eine blutende Wunde. Israels<br />

Polizei und Sicherheitsdienst, die früher nach Belieben arabische Gruppen<br />

infiltrieren konnten, verloren nun, da die Bevölkerung die Intifada zunehmend<br />

unterstützte, den Kontakt. Im Gegensatz zu Bock befehligte Kati eine laufende<br />

Operation. Bock beneidete ihn darum, wie ungünstig die taktische Lage auch<br />

sein mochte. Ein weiterer perverser Vorteil für Kati war die Effizienz seiner<br />

Gegner. Der israelische Geheimdienst führte nun schon seit zwei Generation<br />

einen Schattenkrieg gegen die arabischen Freiheitskämpfer. Wer dumm und<br />

ungeschickt gewesen war, war von Mossad-Offizieren erschossen worden.<br />

Überlebende wie Kati waren die starken, klugen, treuen Produkte eines darwinschen<br />

Ausleseprozesses.<br />

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