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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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selbst und ihren Gott verlassen, und diesem Gott waren sie es schuldig, seinen<br />

Tempel an der Stelle, wo Abraham den Bund zwischen seinem Volk und dem<br />

Herrn erneuert hatte, wiederzuerrichten. Aber die Regierung verstand das<br />

nicht - oder sie spielte aus politischen Erwägungen mit dem Schicksal des<br />

einzigen Landes auf der Welt, in dem die Juden wirklich sicher waren. Seine<br />

Glaubenspflicht war also wichtiger als seine Loyalität der weltlichen Macht<br />

gegenüber - eine Erkenntnis, zu der er erst kürzlich gelangt war.<br />

Rabbi Kohn erschien zur abgemachten Zeit, begleitet von Rabbi Eleazar<br />

Goldmark, der die eintätowierte KZ-Nummer trug und in Auschwitz im Angesicht<br />

des Todes zum Glauben gefunden hatte. Beide trugen Pflöcke und Bänder,<br />

um den Bauplatz abzustecken, der dann rund um die Uhr bewacht werden sollte,<br />

bis sich die israelische Regierung gezwungen sah, die Stätte von islamischen<br />

Obszönitäten zu säubern. Mit breiter Unterstützung im Lande und einer Flut<br />

von Spenden aus Europa und den USA könnte das Projekt in fünf Jahren<br />

fertiggestellt sein, und dann war es endgültig vorbei mit allen Versuchen, dem<br />

Volk Israel das von Gott übertragene Land wegzunehmen.<br />

"Scheiße", murmelte jemand hinter Hauptmann Zadin, der sich rasch umdrehte;<br />

ein zorniger Blick ließ das Lästermaul verstummen.<br />

Benjamin nickte den beiden Rabbis zu, die sich nun in Bewegung setzten. In<br />

fünfzig Meter Abstand folgte ihnen die Polizei, geführt von ihrem Hauptmann.<br />

Zadin hoffte, daß Kohn und Goldmark unversehrt blieben, wußte aber auch,<br />

daß sie die Gefahr willig auf sich nahmen wie einstmals Abraham, der bereit<br />

gewesen war, dem Herrn seinen Sohn zu opfern.<br />

Der Glaube jedoch, der Zadin an diesen Punkt geführt hatte, verschloß ihm<br />

die Augen vor der Tatsache, daß in einem so kleinen Land wie Israel nichts<br />

geheim bleiben konnte. Andere Israelis, die in Goldmark und Kohn nur einen<br />

Gegenpart zu islamischen Fundamentalisten iranischer Prägung sahen, hatten<br />

von dem Plan erfahren und die Medien alarmiert. Um die Klagemauer herum<br />

warteten Fernsehteams, ausgerüstet mit Kunststoffhelmen, um sich vor dem<br />

zu erwartenden Steinhagel zu schützen. Um so besser, dachte Zadin auf dem<br />

Weg zum Tempelberg. Die Welt soll ruhig sehen, was geschieht. Unwillkürlich<br />

schritt er rascher, um Kohn und Goldmark einzuholen. Die beiden mochten<br />

zwar auf ein Märtyrerschicksal gefaßt sein, aber es war seine Aufgabe, sie zu<br />

beschützen. Er kontrollierte den Halfter an seiner Hüfte und stellte sicher, daß<br />

die Lasche nicht zu stramm geschlossen war. Gut möglich, daß er die Pistole<br />

bald brauchte.<br />

Die Araber waren zur Stelle. Unangenehm viele hier, dachte er, wie Flöhe<br />

oder Ratten an einem Ort, wo sie nicht hingehören. Kein Problem, solange sie<br />

nicht störten. Doch Zadin wußte, daß sie gegen den göttlichen Plan waren.<br />

Zadins Funkgerät quäkte, aber er ignorierte es. Vermutlich ein Spruch seines<br />

Vorgesetzten, der ihm Zurückhaltung befahl. Kohn und Goldmark schritten<br />

unerschrocken auf die Araber, die den Weg versperrten, zu. Angesichts ihres<br />

Mutes und unerschütterlichen Glaubens kamen Zadin fast die Tränen. Wie<br />

würde der Herr ihnen heute seine Gnade erweisen? Zadin hoffte nur, daß sie<br />

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