23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

plötzlich, wie ein gehetztes Tier sich fühlen mußte, und kämpfte gegen die<br />

Panik an. Nun schaute er auf die Uhr: 9.28. Es war Zeit.<br />

Russell ging hinaus zum Taxistand, in gespannter Erwartung, was nun<br />

passieren würde. Er stellte sein Gepäck ab und sah sich in dem Bewußtsein,<br />

daß vielleicht schon Gewehrläufe auf seinen Kopf gerichtet waren, so lässig<br />

wie möglich um. Droht mir nun Johns Schicksal? Ein Schuß in den Kopf, ohne<br />

Warnung? Bei dem Gedanken wurde ihm übel. Russell ballte die Fäuste, um<br />

das Zittern zu stoppen, als ein Wagen sich näherte. Der Fahrer schaute zu ihm<br />

hinüber. Er nahm seine Koffer und ging auf das Auto zu.<br />

"Mr. Drake?" <strong>Das</strong> war der Name, unter dem Russell reiste. Der Fahrer war<br />

nicht der Mann, dem er am Vorabend begegnet war. Russell wußte nun, daß er<br />

es mit Profis zu tun hatte. Ein gutes Zeichen.<br />

"Der bin ich", erwiderte Russell mit einem schiefen Lächeln.<br />

Der Fahrer stieg aus und öffnete den Kofferraum. Russell wuchtete die<br />

Koffer hinein, ging dann an die Beifahrerseite und stieg ein. Wenn das eine<br />

Falle war, konnte er wenigstens den Fahrer mit in den Tod nehmen.<br />

Fünfzig Meter weiter saß Wachtmeister Spiros Papanikolaou von der griechischen<br />

Staatspolizei in einem alten Opel-Taxi. Der Beamte, der einen mächtigen<br />

schwarzen Schnauzbart trug und gerade in ein belegtes Brötchen biß, sah<br />

ganz und gar nicht wie ein Polizist aus. Er hatte eine kleine Automatic im<br />

Handschuhfach liegen, mit der er jedoch nicht sehr gut umgehen konnte, wie<br />

viele seiner europäischen Kollegen. Seine eigentliche Waffe war die Nikon in<br />

der Federhalterung unterm Sitz. Papanikolaou observierte im Auftrag des<br />

Ministeriums für öffentliche Ordnung. Sein Personengedächtnis war phänomenal<br />

- die Kamera war eigentlich nur für Leute, denen dieses Talent, auf das<br />

er mit Recht stolz war, fehlte. Sein Beruf erforderte große Geduld, aber an der<br />

mangelte es ihm nicht. Wenn seine Vorgesetzten Hinweise auf eine mögliche<br />

Terroristen-Aktion im Raum Athen erhalten hatten, ging er in Hotels, am<br />

Hafen und auf dem Flughafen Streife. Er war zwar nicht der einzige Beamte mit<br />

dieser Funktion, aber der beste und hatte das feine Gespür seines Vaters, eines<br />

Fischers, geerbt, der auch immer gewußt hatte, wo die Schwärme zogen.<br />

Außerdem haßte er Terroristen mehr als alle anderen Kriminellen und war<br />

wütend auf seine Regierung, die sich nicht dazu durchringen konnte, das<br />

Gesindel aus dem Land zu jagen. Im Augenblick aber griff man zur Abwechslung<br />

einmal härter durch. Vor einer Woche war ein vermutliches Mitglied der<br />

PFLP in der Nähe des Parthenon gesehen worden. Vier Männer seines Dezernats<br />

überwachten den Flughafen, andere taten in Piräus Dienst, wo die Kreuzfahrtschiffe<br />

anlegten, aber Papanikolaou observierte am liebsten in Hotels.<br />

Irgendwo mußten die Kerle nämlich unterkommen. Nie in den besten Häusern<br />

- das wäre zu auffällig gewesen. Auch nie in billigen Absteigen - dazu legten sie<br />

zu großen Wert auf Komfort. Nein, man zog Familienhotels in Nebenstraßen<br />

vor, wo man in der Masse der Touristen unterging. Papanikolaou aber hatte die<br />

scharfen Augen seines Vaters geerbt und konnte ein Gesicht in einer halben<br />

Sekunde über eine Distanz von siebzig Metern erkennen.<br />

117

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!