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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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ten. Nun war er diszipliniert genug, um eine Ecke zu biegen und in einer engen<br />

Gasse zu verschwinden. Aber was er gesehen hatte, fand er katastrophal.<br />

Mohammed Al Faisal, einer der fünf bedeutendsten islamischen Gelehrten,<br />

war ein hochgeachteter Historiker und Mitglied des Hauses Saud, eine Tatsache,<br />

die er bescheiden herunterspielte. Wäre er nicht fast achtzig gewesen,<br />

hätte man ihn wahrscheinlich in die regierende Troika berufen. Aber man hatte<br />

ihn auch übergangen, weil ein Gelehrter palästinensischer Abstammung politisch<br />

opportuner gewesen war. Sollte nun auch dieser Mann, der gewiß kein<br />

Freund Israels und der konservativen Vertreter der saudischen Geistlichkeit<br />

war, von dem Abkommen angetan sein?<br />

Schlimmer noch war der Respekt, den die Schweizer ihm erwiesen hatten.<br />

<strong>Das</strong> <strong>aller</strong>schlimmste aber war, wie höflich der Rabbi zu ihm gewesen war. Die<br />

Leute auf der Straße, fast alle Palästinenser, hatten die Szene amüsiert mit<br />

angesehen und... toleriert? Fand die neue Regelung ihre Anerkennung, als sei<br />

sie die natürlichste Sache der Welt? Die Israelis hatten immer schon vorgegeben,<br />

ihre arabischen Nachbarn zu respektieren, aber das war ein reines Lippenbekenntnis<br />

gewesen, ein leeres Versprechen.<br />

Ravenstein hatte natürlich eine Ausnahme dargestellt. Als Gelehrter, der in<br />

seiner eigenen Welt der toten Dinge und Ideen lebte, hatte er oft zur Mäßigung<br />

im Umgang mit den Arabern geraten und bei seinen Ausgrabungen Moslems<br />

konsultiert... und nun...<br />

Nun war er eine Art psychologisches Bindeglied zwischen der jüdischen und<br />

der arabischen Welt. Menschen wie er machten also weiter wie bisher, stellten<br />

aber keine Ausnahme mehr dar.<br />

Der Friede war möglich. Er konnte kommen. Er war kein verrückter Traum<br />

mehr, den Außenstehende der Region aufzwingen wollten. Erstaunlich, wie<br />

rasch sich das Volk der Umstellung anpaßte. Israelis verließen ihre Siedlungen.<br />

Die Schweizer hatten schon eine besetzt und mehrere andere abgebrochen. Die<br />

saudische Kommission hatte begonnen, Grundstücke an ihre rechtmäßigen<br />

Eigentümer zurückzugeben. Am Stadtrand sollte eine von Saudi-Arabien finanzierte<br />

große arabische Universität entstehen. Wie schnell alles ging! Der<br />

israelische Widerstand war schwächer als erwartet. In einer Woche, hatte er<br />

gehört, sollte der Touristenstrom einsetzen - die Hotelbuchungen gingen so<br />

rasch ein, wie es die Kapazitäten der Satellitenverbindungen zuließen. Zwei<br />

riesige Herbergen waren bereits in der Planung, und die Einnahmen allein aus<br />

dem Tourismus würden gewaltige Gewinne für die palästinensische Wirtschaft<br />

bedeuten. Die Palästinenser hatten ihren totalen politischen Sieg über Israel<br />

erklärt und kollektiv beschlossen, im Triumph großmütig zu bleiben - das war<br />

für sie, die in der arabischen Welt den besten Geschäftssinn hatten, finanziell<br />

am günstigsten.<br />

Aber Israel bestand weiter.<br />

Ghosn blieb vor einem Straßencafe stehen, setzte seine Tasche ab und<br />

bestellte einen Saft. Während er wartete, betrachtete er die Passanten in der<br />

engen Gasse. Er sah Juden und Moslems. Bald würden Touristen die Stadt<br />

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