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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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viele Menschen hatten sich die Gesichter mit den Farben der Heimmannschaft<br />

geschminkt. Manche hatten sich sogar Footballtrikots mit den in Amerika<br />

üblichen riesigen Nummern auf die nackte Brust gemalt. Vom Geländer der<br />

oberen Ränge hingen Transparente mit anfeuernden Parolen. Auf dem Spielfeld<br />

tanzten hübsche junge Mädchen in knappen Kostümen - um die Fans in<br />

Stimmung zu bringen. Bock lernte auch die "Welle" kennen: Beginnend an<br />

einem Punkt des weiten Stadions hoben und senkten alle Zuschauer gleichzeitig<br />

die Arme; der Effekt war eine umlaufende Woge von Gliedern.<br />

Er lernte auch die Macht des amerikanischen Fernsehens kennen. Diese<br />

gewaltige, laute Menge nahm lammfromm Spielunterbrechungen hin, damit<br />

ABC Werbespots senden konnte - das hätte selbst unter den gesittetsten<br />

europäischen Fußballzuschauern einen Aufstand ausgelöst. Auf dem Spielfeld<br />

standen mehrere Schiedsrichter in gestreiften Trikots, die von Fernsehkameras<br />

überwacht wurden; wie Russell erklärte, gab es sogar einen "Replay Official"<br />

genannten Unparteiischen, der bei umstrittenen Entscheidungen anhand der<br />

Zeitlupenwiederholung schlichtete. Diese wiederum erschien auf zwei riesigen<br />

Monitoren im Stadion, die alle Zuschauer sehen konnten. In Europa hätte so<br />

etwas bei jedem Spiel zu Mord und Totschlag unter Fans und Schiedsrichtern<br />

geführt. Bock fand die Kombination von wilder Begeisterung und zivilisiertem<br />

Verhalten erstaunlich. <strong>Das</strong> Spiel selbst war für ihn weniger interessant, aber<br />

Russell ging begeistert mit. Die wüste Gewalttätigkeit beim amerikanischen<br />

Football wurde immer wieder von langen Perioden unterbrochen, in denen sich<br />

nichts tat. Gelegentlich aufflammende Meinungsverschiedenheiten zwischen<br />

Spielern blieben dank der rüstungsartigen Schutzkleidung ohne Konsequenzen.<br />

Und was waren das für Hünen! Kein Mann dürfte weniger als hundert Kilo<br />

gewogen haben. Man hätte sie leicht grobe, ungeschlachte Klötze nennen<br />

können, aber die Runningbacks oder Angriffsspieler waren erstaunlich schnell<br />

und wendig. Bock, der sich nichts aus Zuschauersport machte und nur als<br />

Junge ein bißchen gekickt hatte, waren die Regeln völlig unverständlich.<br />

Günther wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Stadion zu, einem<br />

mächtigen, eindrucksvollen Bau mit gewölbtem Stahldach. Auf den Sitzen<br />

lagen dünne Kissen. Es gab genug Toiletten und sehr viele Verkaufsstände, an<br />

denen es vorwiegend dünnes amerikanisches Bier gab. Rechnete man die<br />

Polizisten, Verkäufer und Fernsehteams mit, waren insgesamt 65 000 Personen<br />

anwesend. Und in den nahen Apartmenthäusern... Bock erkannte, daß er sich<br />

erst über die Auswirkungen einer Kernexplosion informieren mußte, wenn er<br />

die Zahl der Opfer richtig schätzen wollte. Hunderttausend waren es bestimmt,<br />

wahrscheinlich noch mehr. Genug also. Er fragte sich, wie viele der<br />

nun Anwesenden zum Superbowl kommen würden. Vermutlich die meisten.<br />

Da hockten sie dann auf ihren bequemen Plätzen, soffen ihr dünnes Bier und<br />

stopften sich mit Hotdogs und Erdnüssen voll. Bock war an zwei Anschlägen<br />

auf Flugzeuge beteiligt gewesen. Eine Maschine war im Flug gesprengt worden,<br />

und der Versuch einer Entführung war fehlgeschlagen. Damals hatte er<br />

sich vorgestellt, wie die Opfer auf ihren gemütlichen Plätzen saßen, ihre<br />

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