23.01.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Westen. <strong>Das</strong> war für alle TV-Anstalten Grund genug, hastig zusammengestükkelte<br />

Meldungen in die Pausen der Garne-Shows einzublenden und dann sofort<br />

wieder Werbung zu bringen mit dem Erfolg, daß Millionen von Zuschauern<br />

den entscheidenden Satz verpaßten und statt dessen erfuhren, wie man hartnäckige<br />

Grasflecken aus Hosen entfernt.<br />

Erst am späten Nachmittag dieses drückend schwülen Sommertages erfuhr das<br />

Medienkorps in Rom, daß nur drei Kamerateams - und kein einziger Korrespondent<br />

- Zugang zu dem Gebäude erhalten sollten, das von außen nun seit<br />

drei Wochen scharf beobachtet worden war. In großen Wohnwagen nahe der<br />

Sendekabinen ließen sich die Koordinatoren schminken, hasteten dann vor die<br />

Kameras, setzten die Ohrhörer ein und warteten auf das Signal ihrer Regisseure.<br />

<strong>Das</strong> Bild, das auf den Monitoren in der Kabine und den Bildschirmen rund<br />

um die Welt gleichzeitig auftauchte, zeigte den Konferenzsaal mit dem langen<br />

Tisch. Am Kopfende saß der Papst, und vor ihm lag eine Mappe aus rotem<br />

Kalbsleder - kein Reporter sollte je von der momentanen Panik erfahren, die<br />

ausgebrochen war, als jemandem klarwurde, daß er nicht wußte, aus welcher<br />

Tierhaut die Mappe gemacht war, und sich beim Hersteller erkundigen mußte;<br />

zum Glück hatte niemand Einwände gegen Leder vom jungen Rind.<br />

Man war übereingekommen, in Rom auf eine öffentliche Erklärung zu<br />

verzichten. Erste Verlautbarungen sollten in den Hauptstädten der beteiligten<br />

Länder gemacht werden; die wahrhaft blumigen Reden für die Unterzeichnungszeremonien<br />

wurden noch verfaßt. Ein Sprecher des Vatikans verteilte<br />

eine schriftliche Presseerklärung an alle TV-Korrespondenten. Es sei der Entwurf<br />

eines Vertrages zur Beendigung des Nahostkonflikts ausgehandelt worden,<br />

der nun von den Vertretern der beteiligten Nationen paraphiert werden<br />

könne. <strong>Das</strong> endgültige Vertragswerk würden die Regierungschefs und/oder<br />

ihre Außenminister in einigen Tagen unterzeichnen. Weder der Text des Vertrages<br />

noch seine Bedingungen seien zur Veröffentlichung freigegeben. Eine<br />

unangenehme Botschaft für die Korrespondenten, die erkannten, daß die<br />

Einzelheiten des Abkommens in den jeweiligen Hauptstädten an die Öffentlichkeit<br />

gebracht und somit von anderen Reportern gemeldet würden.<br />

Die rote Mappe wurde weitergereicht. Laut Presseerklärung des Vatikans<br />

war die Reihenfolge der Paraphierung durch das Los bestimmt worden. Es<br />

stellte sich heraus, daß die Israelis den Anfang machten, gefolgt von den<br />

Vertretern der Sowjetunion, der Schweiz, der USA, Saudi-Arabiens und des<br />

Vatikans. Jeder benutzte einen Füllfederhalter, und der Priester, der die Mappe<br />

von Platz zu Platz trug, sicherte die Unterzeichnung mit einem Löscher. Die<br />

simple Zeremonie war rasch vorbei. Anschließend schüttelte man sich die<br />

Hand und spendete sich gegenseitig Applaus. Und das war es dann.<br />

"Mein Gott", sagte <strong>Ryan</strong>, der am Fenster saß und einen Blick auf den<br />

Vertragsentwurf warf, den er per Fax erhalten hatte. Er unterschied sich kaum<br />

von seinem ursprünglichen Konzept. Zwar hatten die Saudis wie auch die<br />

147

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!