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Clancy, Tom - Jack Ryan 05 - Das Echo aller

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Es sind solche Kleinigkeiten, die uns bei dem Versuch, die Russen zu verstehen,<br />

zum Wahnsinn treiben."<br />

"Andererseits ließen sich mit diesem Konstruktionsfehler auch alle möglichen<br />

anderen Vertragsverletzungen erklären."<br />

"Sehr gut, Ben", bemerkte <strong>Jack</strong>. "Nun denken Sie wie ein richtiger Geheimdienstmann."<br />

"Was für ein verrückter Arbeitsplatz!"<br />

"Lagerfähige Treibstoffe - hier Stickstofftetroxid als Oxidator und Hydrazin<br />

als Brennstoff - sind häßliche Substanzen: korrodierend, reaktiv, toxisch.<br />

Erinnern Sie sich an die Probleme, die wir mit der Titan-II hatten?"<br />

"Nein", gestand Goodley.<br />

"<strong>Das</strong> war eine Interkontinentalrakete, die auch in der Raumfahrt benutzt<br />

wurde. Ihre Wartung war ein Alptraum. Trotz <strong>aller</strong> Vorsichtsmaßnahmen gab<br />

es regelmäßig Lecks, die Metall zerfraßen und Menschen verletzten."<br />

"Haben wir jetzt die Positionen getauscht?" fragte Ben locker.<br />

<strong>Ryan</strong> lächelte mit geschlossenen Augen. "Da bin ich nicht so sicher."<br />

"Eigentlich sollten uns bessere Daten vorliegen. <strong>Das</strong> Sammeln von Informationen<br />

ist schließlich unsere Aufgabe."<br />

"Tja, so habe ich auch mal gedacht. Von uns wird erwartet, daß wir über<br />

alles Bescheid wissen." <strong>Ryan</strong> schlug die Augen auf. "Aber das war nie der Fall<br />

und wird es auch nie sein. Große Enttäuschung, was? Die alles durchdringende<br />

CIA. Wir stehen hier vor einem ziemlich wichtigen Problem, aber da uns<br />

sichere Daten fehlen, können wir nur spekulieren. Wie soll der Präsident seine<br />

Entscheidungen treffen, wenn wir ihm keine Fakten, sondern nur gelehrte<br />

Spekulationen liefern? <strong>Das</strong> habe ich schon in der Vergangenheit erklärt ­<br />

schriftlich sogar. Die meiste Zeit versorgen wir die Regierung mit Vermutungen.<br />

Und manchmal ist es mir peinlich, so etwas weiterleiten zu müssen." <strong>Jack</strong>s<br />

Blick fiel auf den Report der Rußlandabteilung, deren Experten eine Woche<br />

lang über SPINNAKERs Bericht gebrütet hatten und zu dem Schluß gekommen<br />

waren, daß der Agent vermutlich recht, die Sache vielleicht aber auch<br />

mißverstanden hatte.<br />

<strong>Jack</strong> schloß wieder die Augen und wünschte sich, die Kopfschmerzen würden<br />

weggehen. "Sehen Sie, das ist unser strukturelles Problem. Wir sehen uns<br />

verschiedene Möglichkeiten an. Wer eine feste Prognose abgibt, läuft Gefahr,<br />

sich zu irren. Und wissen Sie was? An einen Fehler erinnern sich die Leute<br />

länger als an eine korrekte Vorhersage. Aus diesem Grund tendieren wir dazu,<br />

alle Möglichkeiten zu berücksichtigen. Einerseits ist das ehrlich, und andererseits<br />

legt man sich dabei nicht fest. Leider erfüllen wir damit die Erwartungen<br />

der Leute nicht. Unsere >Kunden< brauchen weniger feste Daten als Hinweise<br />

auf wahrscheinliche Entwicklungen, aber das ist ihnen nicht immer klar, und<br />

das kann einen zum Wahnsinn treiben, Ben. Behörden verlangen Informationen,<br />

die wir meist nicht liefern können, und unsere eigene Bürokratie will sich<br />

natürlich keine Blöße geben. Willkommen in der wirklichen Welt der Nachrichtendienste."<br />

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