18.11.2013 Aufrufe

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Etymologie 97<br />

11.1.3. Etymologie<br />

Der Ursprung von quippe ist wohl eine Kurzfrage „warum denn?‟ (*quid-pe) 5 , mit der der<br />

Sprecher sich selbst unterbricht und die Antwort unmittelbar folgen lässt (Walde &<br />

Hofmann, 1954; Hofmann & Szantyr, 1965, 510; Ernout & Meillet, 1979 (1932)). Wie<br />

Ribbeck (1869, 18) formuliert: “Wie auch der gemeine Mann bei uns einen Grund oder<br />

eine Erklärung sich selbst unterbrechend mit einem eingeschobenen „warum?‟ einführt.”<br />

Interessant ist, dass Festus 6 für quippe die Bedeutung quidni gibt, das deutlich ein Fragewort<br />

(„warum nicht‟) ist, aber auch anzeigt, dass der Sprecher sich sicher ist (siehe auch<br />

§11.2). Von diesem Ursprung „warum denn?‟ könnte quippe sich zu einem Diskursmarker<br />

entwickelt haben (§11.3.2). Ob es aber in der hier untersuchten Periode noch selbständig<br />

als Fragesatz vorkommt, ist fraglich (siehe §11.3.3).<br />

11.1.4. Forschungsstand<br />

Viele Interpretationen dieser Partikel leiten sich von der Etymologie ab. So Hofmann &<br />

Szantyr (1965, 510): “durch Gliederungsverschiebung mit Verlust des Fragetons und der<br />

Pause (…) entwickelte sich daraus affirmatives quippe, zunächst als Erläuterungspartikel<br />

(=nimirum, scilicet). (…) Von Anfang an bestehen dabei die aus diesem Ursprung der<br />

Partikel leicht erklärbaren Übergänge zu nam, enim (…); dies führt dann zum explikativkausalen<br />

Gebrauch = 'eben, allerdings, ja doch, nämlich'”.<br />

Lerche (1910) 7 hat einen umfassenden Überblick über die Partikel quippe gegeben,<br />

wobei er vor allem von jedem Autor (bis Irenaeus) alle Stellen syntaktisch klassifiziert.<br />

Er unterscheidet zwei Entwicklungsstufen der Partikel: Zum einen noch deutlich mit der<br />

ursprünglichen Bedeutung, als fragende Partikel („parataktisch‟ genannt). Der Sprecher<br />

unterbreche damit selbst seine Worte mit der Frage „warum denn? wie denn?‟ und gebe<br />

auch selbst die Antwort. Diese fragende Form findet man ihm zufolge nur noch bei Plautus,<br />

Terenz und Ennius (Beispiel 1, hier mit Fragezeichen nach quippe, wie Lerche das<br />

möchte):<br />

1. PLAVT. Amph. 20-3 pater huc me misit ad vos oratum meus,<br />

tametsi pro imperio vobis quod dictum foret,<br />

scibat facturos: quippe? qui intellexerat<br />

vereri vos se et metuere, ita ut aequom est Iovem.<br />

5 Den Ausgang -pe erkennt man auch in nempe, quispiam und uspiam (-piam aus pe und iam); es<br />

handelt sich um eine enklitische Partikel unbekannter Funktion (De Vaan, 2008, 452 f.).<br />

6 FEST. p. 257 M. „quippe‟ significare „quidni‟ (quod ni trad., quidni Epitom und Paul. Fest.) testimonio<br />

est Ennius …: „quippe solent reges omnes in rebus secundis‟ (ENN. ann. 355). Da von<br />

dieser Enniusstelle kein Kontext überliefert worden ist, ist die genaue Funktion von quippe unklar.<br />

7 Es gibt zwei Fassungen seines Werkes: Die erste von 1909, als Dissertation erschienen (Lerche,<br />

1909), enthält genau die ersten 34 Seiten der zweiten von 1910 (Lerche, 1910), die insgesamt 124<br />

Seiten umfasst und in der zusätzlich alle Autoren besprochen werden. Ich werde nur aus der zweiten<br />

zitieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!